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ETH-Forschungschef Peter Chen.
ETH Zürich
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Gefälschte Studien an der ETH Zürich

Vor neun Jahren haben Forscher der ETH Zürich wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet der Chemie veröffentlicht. Nun stellt sich heraus, dass diese Daten gefälscht waren.Nun tritt der verantwortliche Forschungschef Peter Chen zurück. Er bleibt aber als Forscher und Lehrer an der Hochschule, wie diese am Montag mitteilte. Wer die Daten manipulierte und so zwei Publikationen und eine Doktorarbeit verfälschte, war zunächst unklar. «Es geht um einen Fall von Datenmanipulation der vor zehn Jahren stattgefunden hat», sagte Ralph Eichler, Präsident der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, an einer Telefonkonferenz. Nach der Publikation der Arbeiten sind andere, auf dem gleichen Gebiet tätige Forschungsgruppen, zu signifikant abweichenden Resultaten gekommen. In der Folge hat sich die Gruppe von Chen gemeinsam mit der Gruppe eines ehemaligen Habilitanden darum bemüht, die Diskrepanzen zu klären. Weil die Suche nach Gründen für die festgestellten Abweichungen erfolglos blieb, entstand bei Chen zunehmend der Verdacht auf Manipulationen und er beantragte im vergangenen Januar der Schulleitung, eine wissenschaftliche Untersuchungskommission einzusetzen. Gleichzeitig zogen er und seine Mitautoren eine erste Publikation zurück. Die Kommission überprüfte die angezweifelten Studien und befragte die an den Experimenten Beteiligten; den Doktoranden, den damaligen Habilitanden und Chen . Sie kam zum Schluss, dass die Daten, die den untersuchten Publikationen und der Doktorarbeit zu Grunde lagen, manipuliert worden sind. Laut Eichler konnte nicht klar nachgewiesen werden, wer für die Manipulationen verantwortlich war. Dies auch weil die Originaldaten und das Laborjournal ungewöhnlicherweise verschwunden waren. Als Konsequenz habe sich Chen aus Respekt vor der ETH und der Aufgabe als Forschungschef zum Rücktritt als Forschungsleiter per Ende Monat entschlossen. Er sehe sich als für die Qualitätssicherung in der Forschung verantwortlicher Vizepräsident speziell betroffen und erachtet seine Handlungsfähigkeit als eingeschränkt. Chen wird aber als Forscher und Dozierender an der ETH verbleiben. «Er ist eine integere Persönlichkeit, in die ich volles Vertrauen habe», sagte Eichler. Noch am Laufen ist das wissenschaftliche Verfahren. Die Beschwerdekommission werde unter anderem entscheiden, ob dem damaligen Doktoranden der Doktortitel aberkannt werden soll. Er gehe davon aus, dass kein Strafverfahren eingeleitet werde, sagte Eichler. «Ich denke, dass die Beweislage nicht gut genug ist, dass ein Verfahren zum Erfolg führen wird», sagte der ETH -Präsident, der in Folge des konsequenten Vorgehens der Hochschule keinen Imageverlust fürchtet. smd/thg

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