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Espe (Carmen Maura) soll David (Patrick Lapp) den tödlichen Cocktail überreichen.
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«La vanité» - Sterben oder nicht sterben

Der Westschweizer Lionel Baier hat sich vorgenommen, in «La vanité» über Sterbehilfe zu reden, ohne dass der Film ein schweres Drama wird, das auf die Tränendrüsen drückt. Das ist ihm gelungen.

Der Film trägt die Vergänglichkeit schon im Titel: Vanitas steht für die christliche Vorstellung der Vergänglichkeit alles Irdischen. Totenschädel und Stundenglas symbolisieren in der Kunst die Vanitas. Auch auf Hans Holbeins Bild «Die Gesandten», das in dem Motelzimmer hängt, in das David Miller (Patrick Lapp) zum Sterben kommt, ist ein Totenschädel versteckt. Allerdings ein verzerrter.

Regisseur und Co-Autor Lionel Baier verzerrt in «La vanité» nämlich das Thema Sterbehilfe. Er bietet gerade nicht die schwermütige Tragödie, die man als Zuschauer erwarten würde. Vielmehr nutzt er den nahen Tod dazu, das Leben noch einmal in all seiner Fülle und Absurdität aufblitzen zu lassen.

Pannenreiche Sterbehilfe
Das wirkt zwischendurch immer wieder mal grotesk oder gar witzig. Zum Beispiel wenn der krebskranke Architekt David in dem Motel sterben will, das er einst als modernen Komplex entworfen hat, das jetzt aber genau seinem Namen entspricht: «Vieux Bois» - altes Holz.

David hat alles geplant: Eine Begleiterin der (fiktiven) Sterbehilfeorganisation Electio soll ihm das Gift bringen. Aber dann kommt schon die erste Panne: Espe (Carmen Maura), die Frau die erscheint, kennt er gar nicht. Sie stellt sich als kurzfristig eingesprungenen Ersatz vor. Die zweite Panne ist sein Sohn, der zwar als vom Gesetz vorgeschriebener Zeuge auftaucht, sich aber letztlich weigert und wieder verschwindet.

Komödie des Kontrollwahns
Das Ende des Architekten spielt sich also nicht so planmässig ab wie der Bau eines Hauses. Um doch wie vorgesehen aus dem Leben scheiden zu können, klopft er beim Nachbarzimmer an und bittet den Gast, ausgerechnet einen Strichjungen (Ivan Georgiev), sich als Zeugen zur Verfügung zu stellen.

Längst hat sich also die Tragödie vom Sterben zur Komödie des Menschen gewandelt, der alles kontrollieren will, selbst den eigenen Tod. Lionel Baier hat dieses Kammerspiel verblüffend leichtfüssig mit drei tollen Schauspielern inszeniert. Doch sein Versuch, das Thema Sterbehilfe mit Humor aufzuhellen, gelingt nicht ganz.

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