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Selina Gasparin, Michelle Gisin und Viktorina Kapitonova: Jede Frau, jede Athletin hat mit ihren eigenen Problem zu kämpfen.
Swiss Ski (links und Mitte), Johanna Hullár (rechts) / Fotomontage SRF
abspielen. Laufzeit 48 Minuten 4 Sekunden.
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Tabu Frauenprobleme - Frauen leiden im Leistungssport

Sie habe «nicht ihre Bestleistung zeigen können, weil in der Nacht zuvor ihre Monatsblutung eingesetzt hat», sagte eine chinesische Schwimmerin an den Olympischen Spielen in Rio. Damit hat sie ein Tabu angesprochen: Menstruation im Spitzensport. Sportlerinnen sprechen über ihre Tage und mehr.

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Der weibliche Zyklus ist nicht nur etwas vom Natürlichsten der Welt, sondern auch massgeblich für die Fortpflanzung unserer Art mitverantwortlich. Und doch wird gerne darüber geschwiegen. Blut im Slip, das will nun wirklich niemand hören. Schmerzen im Unterleib, darüber will frau auch lieber nicht sprechen. Konzentrationsschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen, monatlich ignorieren.

Der «Doppelpunkt» thematisiert, wie sich Menstruation, Verhütung und eine Schwangerschaft auf die Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen auswirkt und wie der Leistungssport seinerseits die Frauenprobleme beeinflusst.

Mens auf dem Gletscher

«Über Zermatt, auf fast 4000 Meter, es ist streng, es windet, wenn du Glück hast, hat es ein Toitoi, wenn nicht nicht», Skirennfahrerin Michelle Gisin kennt das Problem aus Erfahrung, «und du weisst, dass die Bahnfahrt bis ins Hotel über eine Stunde dauert und erst da kannst du dich mit Bauchkrämpfen ins Bett legen. Das ist nicht angenehm.»

Tampon zwischen den Bäumen

«Die hormonelle Verhütung habe ich zuerst als Zyklus-Regulation benutzt, da hat mich das Thema Sexualität noch gar nicht interessiert», sagt Sabrina Windmüller, die Skispringerin, die im Sommer 2017 ihren Rücktritt aus dem Spitzensport erklärt hat. «Mit dem Tampon zwischen den Bäumen hantieren wollte ich nicht und ausserdem hat die Wassereinlagerung im Körper während dem Zyklus eine Auswirkung auf unsere Sprünge.»

Fremde Hände am Bauch

«Im fünften Monat wollten mich meine Tanzpartner nicht mehr berühren und heben, weil sie sich Sorgen um das Baby machten.» Viktorina Kapitonova lacht verschmitzt, sie hätte als Solotänzerin am Ballett Zürich gerne auch schwanger weiter getanzt. «Eine lange Pause wegen einer Schwangerschaft kann eine sowieso schon kurze Tänzerinnenkarriere frühzeitig beenden. Ich hatte Glück auch während der Schwangerschaft die Unterstützung der Kompanie zu erfahren.»

Schwanger auf dem Piz Bernina

«Spitzensportlerinnen, die Kinder kriegen und danach wieder Spitze sind – aktuell ein regelrechter Boom! Wahrscheinlich hat es das gebraucht, damit jede weiss, dass es möglich ist.» Auch sie selber, Biathletin Selina Gasparin, ist eine von ihnen. «Wahrscheinlich würde kein Arzt raten, im fünften Schwangerschaftsmonat auf den Piz Bernina zu klettern, aber mir und meinem Kind hat es gutgetan.»

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