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Sarah Altenaichinger
Dieter Graf
abspielen. Laufzeit 55 Minuten 37 Sekunden.
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Die Mundartnacht «GägäWärt» 2018: Ein anspruchsvoller Jahrgang

Im Gegensatz zu früheren Jahren waren in der Kulturfabrik Kofmehl in Solothurn diesmal vermehrt ruhige, sperrige, auch düstere Beiträge zu hören, mit insgesamt eher literarischem als kabarettistischem Grundton.

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Es war eine männerlastige Angelegenheit: Ausser Moderatorin Fatima Moumouni trat mit Sarah Altenaichinger aus Basel eine einzige Frau auf, neben 13 Männern. Davon abgesehen war auch die 16. Mundartnacht ein reichhaltiger, vielfältiger Anlass. Ob literarischer Text, Gedicht, Stand Up-Comedy, Kabarett, Pop-Song oder Chanson - alles war möglich, Hauptsache Mundart.

Von nachdenklich über melancholisch bis düster

Auffallend war, dass nur wenige Lachsalven im Saal explodierten, dass kaum ausgelassene Fröhlichkeit herrschte. Stattdessen wurde aufmerksam zugehört und verhalten geschmunzelt. Etwa, als Emanuel Bundi in tiefer Verbundenheit und wortwitzmächtig die Quartierbeiz «Reduit» und ihre Klientel schilderte. Auch Sarah Altenaichingers Betrachtungen über das sprachliche «Chrüsimüsi» in ihrem eigenen Mund war alles andere als ein Pointenritt durch die Mundartlandschaft, dafür eine sprachbiografische Selbstreflexion.

Richtig düster wurde es beim Duo Moder und Sauerland mit ihrem tonnenschweren Industrial-Sound und dem quälenden, suchenden, fragenden Sprechgesang. Und beim Aarauer Pino Dietiker, der einen Text las, in dem eine Stadt vom Wald zurückerobert wird, lautete der Refrain «Ihri Angscht het ke Grund aber Wurzle». Dem Publikum wurde viel zugemutet.

Mut zum Sperrigen

Natürlich gab es auch Heiterkeit. Etwa Remo Rickenbachers detailgetreue Schilderung einer Party, die ihm, gelinde gesagt, etwas aus dem Ruder lief. Aber wenn man bedenkt, dass der Spoken-Word-Szene in letzter Zeit vorgeworfen wird, sie nähere sich immer mehr dem Kabarett und dem Klamauk, dann war die diesjährige Mundartnacht auf jeden Fall ein wohltuendes Gegenbeispiel mit einer mutigen Besetzung.

«puschkawü»

Ausserdem in dieser Sendung: Der Schnabelweid-Briefkasten mit Erklärungen zu den Spielen «Chneble» und «Schittliversteckis», zum Wort «wabig» sowie zum Familiennamen «Aeschbacher». Und eine Besprechung der ersten CD «Frische Sockn» der Wiener Mundartband «puschkawü»: Erfrischende, ergreifende Songs voll von kernigen Mundartausdrücken aus dem Wienerischen.

CD-Tipp

  • puschkawü: Frische Sockn. non food factory 2017.

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