In den verschneiten Ardennen ist ein Reisebus in eine Schlucht gestürzt. Es gibt zwei Vermisste und neun Tote, davon sind sieben Kinder. Frankreichs Verkehrsminister Bertrand Saint-Jean (Olivier Gourmet) trifft bei der Unfallstelle ein, um Betroffenheit zu demonstrieren.
Nachdem ein Kran den Bus angehoben hat, können die beiden Vermissten nur noch tot geborgen werden. Der Verkehrsminister bindet derweil eine neue Krawatte um, die farblich besser zu der Katastrophe passt.
Instrumentalisierte Medien
Für einen Mann wie Saint-Jean ist der tragische Unfall in erster Linie ein Medienereignis, das ihm entweder nützen oder schaden kann. Je nachdem wie er im Fernsehen rüber kommt. Eine zu bunte Krawatte geht gar nicht.
Das Faszinierende am Film ist, dass Autor und Regisseur Pierre Schoeller das Ganze weder verurteilt noch ironisiert, sondern mit quasi dokumentarischer Kamera festhält. Er folgt dem gehetzten Politiker von einem Termin zum nächsten. Dabei wird der Druck, der auf ihm lastet, mitunter fast physisch spürbar.
Erstklassiger Hauptdarsteller
Der Verkehrsminister arbeitet fast rund um die Uhr und weiss, jeder Fehltritt würde von seinen politischen Gegnern brutal ausgenutzt. Langsam aber sicher taucht hinter dem Politiker im Massanzug der Mensch Bertrand Saint-Jean auf.
«Le ministre - L'exercise de l'état» funktioniert als hoch spannender Politkrimi genauso wie als analytische Milieustudie. Regie, Drehbuch und Schauspiel sind durchwegs erstklassig, allen voran der umwerfende Hauptdarsteller Olivier Gourmet. Muss man sehen.