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Dr. Robert Ledgrand (Antonio Banderas) und sein Geschöpf (Elena Anaya).
Pathé Films
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 51 Sekunden.
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Der Film, in dem Almodóvar wohnt

Pedro Almodóvar hat mit seinen jüngeren Filmen wie «Habla con ella» oder «Volver» ein Niveau erreicht, das schwer zu halten ist. Das beweist nun sein neustes Werk «La piel que habito». Ein typischer Almodóvar zwar, aber der erste, der einen in keiner Weise berührt.

Es heisst, Künstler würden immer wieder dasselbe Werk erschaffen. Wenn dem so ist, dann hat Pedro Almodóvar seinen einen Film in geradezu schrill schillernder Manier immer wieder aufs Neue variiert. Zum Vergnügen seiner stetig wachsenden Fangemeinde.

Sein neuster Film «La piel que habito» scheint auf den ersten Blick keine Ausnahme zu sein. Einmal mehr bietet der 62-jährige Regisseur grossartig komponierte Bilder in stylishen Dekors. Doch aus irgendeinem Grund erwachen diese Bilder diesmal nicht zum Leben.

Schief gelaufen

Das, was Almodóvars Filme sonst auszeichnet, Emotionen bis zum Rande des Nervenzusammenbruchs, bleibt in diesem morbiden Film fast vollständig auf der Strecke. Warum? Was ist dem spanischen Meister da schief gelaufen?

Zwei Dinge: Erstens hat er ein Drehbuch geschrieben, dessen Konstruktion durchs Band wahrnehmbar ist. Ein Illusionskiller par excellence. Und zweitens ist die Hauptrolle fehl besetzt: Antonio Banderas vermag als geistiger Erbe Dr. Frankensteins nicht zu überzeugen.

Gruseliges Geschnipsel

Banderas spielt Dr. Robert Ledgrand, der es geschafft hat, mittels Gentechnologie eine künstliche Haut zu erschaffen, die viel widerstandsfähiger und perfekter ist als gewöhnliche Haut. Daher der Titel «La piel que habito ­- Die Haut, in der ich wohne».

Dr. Ledgrand tut das, weil seine Frau durch ein Feuer umgekommen ist. Solche Motivationen kennt man aus billigen Fernsehserien oder aus simplen Horrorfilmen. Und gruselig wird es wirklich, weil Ledgrand einer anderen Person mittels Hauttransplantation und plastischer Chirurgie das Aussehen seiner verstorbenen Frau verleiht.

Verrückter Wissenschaftler

Das Resultat ist tatsächlich eine wunderschöne Frau (Elena Anaya). Aber kann Ledgrand sie lieben? Können wir diesen Film lieben? Schwer, denn Almodóvar hat zum ersten Mal die Realität verlassen, ohne noch ein Hintertürchen zurück offen zu lassen.

Daher sehen wir nur die Karikatur des verrückten Wissenschaftlers, der nicht anders kann, als Grenzen zu überschreiten, und dadurch zum Monster wird. Und weil eine Karikatur eben kein Mensch ist, vermag uns die Geschichte nicht zu berühren. Schade, aber eins muss man Almodóvar zugestehen: Er scheitert auf hohem Niveau.

«Box-Office»-Beitrag von SF

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