Zum Inhalt springen

Header

Audio
Jann Kesslers Grossmutter und MS-kranke Mutter.
Spot On
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 59 Sekunden.
Inhalt

«Multiple Schicksale» - Leben mit MS

Jann Kessler war erst 18, als er begann, den Dokumentarfilm «Multiple Schicksale» als seine Maturarbeit zu realisieren. Jetzt kommt der berührende Film über Menschen mit Multipler Sklerose in die Kinos.

Gleich zu Beginn lernt man als Zuschauer die Mutter des Jungfilmers Jann Kessler kennen, die mit der chronisch entzündlichen Erkrankung MS diagnostiziert wurde, als er erst fünf Jahre alt war. Mittlerweile liegt sie in einem Pflegeheim und kann nicht mehr sprechen.

Wegen ihr wollte der heute 20-jährige Kessler andere Menschen mit MS kennenlernen und herausfinden, wie sie mit der Krankheit umgehen. Er hat von jungen Frauen bis zu mittelalterlichen Herren lauter Menschen gefunden, die mit verblüffender Offenheit über ihr Hadern mit der Krankheit, die ihren Alltag teils massiv einschränkt, reden.

Von Lebensfreude bis Suizid
Wenn die 23-jährige Luana, deren Lebensfreude immer noch in ihren Augen aufblitzt, erzählt, sie habe nach der MS-Diagnose eine Woche lang nur noch geweint, dann geht das unmittelbar unter die Haut. Sie ist es auch, die sagt, es tröste sie, dass es letztlich immer einen Ausweg gebe: Suizid.

Der 56-jährige Rainer geht mit Hilfe von Exit genau diesen Weg, weil er nicht in ein Pflegeheim will. Das wühlt auf, gerade weil er geistig und emotional noch so wach ist. Nicht vergleichbar mit Kesslers Mutter, die in einem Heimbett dahin dämmert.

Verblüffende Nähe
Ihre einzige Gefühlsregung, die die Kamera einzufangen vermag, ist eine einzelne Träne, die ihre Wange hinab rollt, als sich ihre Mutter und ihr Sohn nach einem Besuch verabschieden. Eine einzelne Träne, die in Erinnerung ruft: Da liegt ein Mensch, auch wenn er sich nicht mehr mitteilen kann.

Jann Kessler ist vor allem dank der Ehrlichkeit der Porträtierten ein berührender Film gelungen. Dass er technisch und formal nicht perfekt ist, stört daher nicht sonderlich. Aber dramaturgisch überzeugt «Multiple Schicksale». Hut ab.

Trailer / Vorstellungen

Mehr von «Film-Tipp»