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Nora Zukker
SRF 3
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Behind the scenes: Was Schriftsteller wirklich verdienen

Viele träumen vom Schriftstellerleben. Aber gerade in der Schweiz ist es besonders schwierig. Wir sind klein, haben drei Buchmärkte wegen unserer Mehrsprachigkeit und die wenigsten schaffen den Sprung ins Ausland.

Vom Schreiben zu leben wünschen sich viele. Wer denkt mit seinen Büchern einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen, der wird rasch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wer es dennoch wagen will, sollte sich folgende Dinge merken:

1) Bevor ich beschliesse ein Buch zu schreiben, nehme ich an Wettbewerben teil. Ich muss erst herausfinden, wie gut ich wirklich bin und ob meine Texte überhaupt ankommen.

2) Eine gute Idee macht noch keinen Roman. Es soll niemandem verwehrt sein, eine gute Geschichte niederzuschreiben. Auch bekannte Namen, wie Peter Stamm hatten gute Ideen und darüber Bücher geschrieben. Für die ersten Bücher von Peter Stamm hat sich niemand interessiert. Kein Verlag wollte sie drucken, bis er dann mit seinem Roman "Agnes" bekannt wurde.

3) Es bringt nichts, ein Manuskript unaufgefordert an einen Verlag zu schicken. Der bekannte Diogenes Verlag erhält pro Jahr 3000 Manuskripte, von denen er eines ernsthaft anschaut. Literaturagenturen sind der sicherere Weg. Die Agenten kennen sich in der Verlagsbranche aus und gehen mit meinem Text gezielt auf Verlage zu.

4) Wenn sich dann ein Verlag bei mir meldet, geht es um den passenden Vertrag. Auch da keine Alleingänge! Wer bei einer Literaturagentur ist, der wird geschützt. Wer aber auf freier Wildbahn von Verlegern gelockt wird, die einen gross rausbringen wollen, muss vorsichtig sein. In der Literaturbrache kommt eigentlich niemand gross raus. Jeder Vertrag sollte juristisch geprüft werden.

Wer 100% als Schriftsteller arbeitet verdient zw. 20'000.- und 60'000.- im Jahr

Und dann gehöre ich zu den wenigen in der Szene, die viele Lesungen haben und die gefragt sind. In der Schweiz funktionieren Texte von Autoren am besten, die sehr performativ schreiben. Die man dann auch auf die Bühe stellen kann.

Kaufe ich ein Buch in der Buchhandlung und bezahle dafür etwa 30.- dann verdient der Schriftsteller daran 3.-. Maximal. 8% sind üblich, wer 10% davon bekommt hat Glück. Das ist die harte Wirklichkeit und der Alltag vieler, die schreiben. Die 3.- pro Buch reichen natürlich nicht. Werkbeiträge, Auszeichnungen und regelmässige Lesungen sind zwingend, dass man einerseits überhaupt wahrgenommen wird und dass noch mehr Geld reinkommt, ausser den Tantiemen aus dem Buchverkauf.

Wenn die Nebenrechte ins Spiel kommen, wirds attraktiv

Wirklich interessant wird es für die Schriftsteller dann, wenn man sich für die Nebenrechte ihrer Bücher interessiert. Wird mein Buch in andere Sprachen übersetzt oder jemand kauft die Filmrechte ein, dann sind das zusätzliche Einnahmequellen für den Schrifsteller. Vorausgesetzt er hat einen guten Vertrag unterschrieben.

Beratung und Prävention bietet der AdS in der Schweiz

Der AdS ist ein Berufsverband, der Autorinnen und Autoren der Schweiz berät. Und nicht nur Menschen, die bereits im Literaturbetrieb Tritt gefasst haben. Einsteiger können sich an den AdS wenden, wenn sie vielleicht bereits von einem Verlag damit angelockt wurden, dass man sie gross raus bringen will. Achtung: Kein Verlag sucht Schriftsteller. Nie. Aber leider ist es weit verbreitet, dass solche Selbstzahler Verlage Greenhorn-Schrifsteller anlocken und dann das gesamte ökonomische Risiko auf den Schriftsteller abwälzen. Das kann zu fatalen Schulden führen. Darum leistet der AdS dabei Aufklärungsarbeitet und bietet auch juristige Beratung an, bevor man im Alleingang irgendwelche Verträge unterschreibt.

Das Bestseller-Phänomen im Ausland

Mit grossen Augen schauen wir, was im Ausland alles möglich ist, wenn man plötzlich beschliesst Schriftsteller zu werden.

E.L. James: Der Spitzenplatz geht heuer an die Autorin der Softerotikreihe "Fifty Shades of Grey". Die Britin zog – als Debütantin im Ranking – an Größen wie Stephen King oder John Grisham vorbei. Sie verdiente mit der Trilogie um die Liebesgeschichte zwischen der Studentin Anastasia Steele und dem Millionär Christian Grey 95 Millionen Dollar. Nicht zuletzt, weil sie die Filmrechte an Hollywood verkaufte, wo die Verfilmung der "Shades of Grey"-Reihe derzeit geplant wird. Außerdem ist James im E-Book-Sektor immens erfolgreich.

Suzanne Collins: Die US-Autorin hat ihr Jahresgehalt von 55 Millionen Dollar ihrer "Hunger Games"-Trilogie zu verdanken.

Nora Roberts: Mit ihren mehr als 200 Büchern ist die Amerikanerin eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt. Auch unter dem Namen J.D. Robb hat die Autorin mit Spezialfach Romanze bereits Werke veröffentlicht. Dieses Jahr ist sie mit 23 Millionen Dollar auf Platz acht der Forbes-Liste zu finden.

Dan Brown: Nach "Illuminati" und "Sakrileg" veröffentlichte Dan Brown heuer "Inferno" - und nahm 22 Millionen Dollar ein.

John Grisham: Für seine Justizthriller und Kriminalromane ist der US-Autor bekannt. Rund 18 Millionen Dollar konnte der Bestseller-Fanrikant verdienen. Sein Roman "Die Firma" wurde inzwischen doppelt verfilmt: Einmal fürs Kino, einmal für eine TV-Serie.

J.K. Rowling: Die Erfinderin von Harry Potter hat innerhalb eines Jahres 13 Millionen Dollar verdient. Neben der Zauberlehrlings-Saga und dem Roman "Ein plötzlicher Todesfall" trug ihr neuer Krimi "The Cuckoo's Calling", den sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlichte, zu Rowlings Gehalt bei. Sie hat es geschafft. Sie verdient an jedem Zauberstab oder Harry Potter T-Shirt das verkauft wird.

George R. R. Martin: Der "Game of Thrones" Autor konnte sich über ein Jahreseinkommen von 12 Millionen Dollar freuen. Seine Bücher, aus denen Bezahlsender HBO derzeit eine immens erfolgreiche Fernsehserie macht, müssen aufgrund des Umfangs in vielen Ländern auf mehrere Bände aufgeteilt werden.

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