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Martin Rindlisbacher
SRF
abspielen. Laufzeit 54 Minuten 47 Sekunden.
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«Flüemiswil». Eine berndeutsche Romanze

In Martin Rindlisbachers Mundart-Roman wird ein halbes Dorf durch die Liebe gezähmt.

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Im Zentrum der Handlung steht Düss, ein verkrachter Theologiestudent, ein Frauenverführer und Professorenschreck. Düss verhilft seinem Studienfreund Matthias trickreich zu seiner ersten Pfarrstelle in Flüemiswil. Danach bricht er aber mit allen und irrt durch das Bernbiet und durch halb Frankreich, bevor er sein Glück nach einem dramatischen Showdown doch noch findet - in den Armen der von ihm früher geschwängerten Nora.

Aus der Tragödie wird eine Romanze
Dieses harmonische Ende unterscheidet sich von der Novelle «Düss» des Mundartautors Rudolf von Tavel, die für Rindlisbachers «Flüemiswil» die Vorlage war. Bei von Tavel geht Düss, dieser dunkle Charakter, dieser «lärmig Ängel uf Irrfahrt», wie ihn Rindlisbacher nennt, elend zugrunde.
Er habe die romantische Umschreibung des Schlusses gebraucht, erklärt Rindlisbacher, um für sich ein Gegengewicht zu schaffen zu den traurigen Existenzen, die er bei seiner täglichen Arbeit in einem geschlossenen Heim für gestrandete Mädchen erlebt habe. So sei es auch zu erklären, dass am Ende halb Flüemiswil geläutert sei durch Liebe und Familienglück.

«Meh Spöiz im Füdle aus dä»
Aber der Roman ist mehr als eine Romanze. Viel Raum nehmen die Flüemiswiler Dorfbewohner ein mit ihrer träfen, unerbittlichen Redeweise. Sie hocken im Bären, bei der grobschlächtigen Wirtin Lisette, saufen und liefern sich Wortschlachten. «Flüemiswil» fehlt es auch nicht an Humor, etwa wenn der «Buechstabetheolog» Hürni während seiner Predigt in einer grotesken Slapsticknummer von der Kanzel purzelt. Der Kommentar aus einer Kirchenbank: «I würdi no einisch ufestyge. Mir luege bi dere Chürbistütschete gärn no einisch zue!»

Buchtipp

  • Martin Rindlisbacher: Flüemiswil. E lärmigen Ängel uf Irrfahrt. Roman nach der Novelle «Düss» von Rudolf von Tavel. Verlag Fluhdesign, 2015.

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