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Der Russe ist einer, der Birken liebt

Ganz oder gar nicht, schwarz oder weiss, Himmel oder Hölle - Maschas Welt ist ein einziger Gegensatz.

Mascha ist in Baku aufgewachsen und hat während des Bergkarabach-Konfliktes schreckliche Szenen gesehen. Mit elf Jahren ist sie mit ihren Eltern nach Frankfurt emigriert und - nie angekommen. Sie ist eine qualifizierte Übersetzerin, aber verloren in den fünf Sprachen, die sie spricht. Welches ist die Muttersprache? Diejenige aus der Heimat, die es nicht mehr gibt?

Halt findet sie in ihrer Radikalität - Mascha teilt die Welt in schwarz und weiss ein - und: bei Elias, ihrem Freund, einem angepassten Menschen mit Vorstellungen vom Leben. Als er einen Unfall hat und stirbt, setzt sich Mascha nach Israel ab. Dort lernt sie Menschen kennen, die sie mit ihrer Lebensgeschichte mit ihrer eigenen Vergangenheit in Aserbaidschan konfrontieren.

Der autobiografisch gefärbte Roman von Olga Grjasnowa erzählt von der Befindlichkeit unzähliger Menschen, die sich in anderen Ländern neu mit dem Leben arrangieren und dabei eine traumatische Vergangenheit bewältigen müssen. So forsch, offen und vif wie diese junge Autorin hat noch niemand davon erzählt.


Leseprobe, Seite 9:

Unsere Wohnung lag nicht weit entfernt vom Hauptbahnhof, was vor allem bedeutete, dass es in unserem Stadtteil ganze Strassenzüge gab, die man besser mied, mit Billigkaufhäusern und riesigen Pornokinos. Hier, zwischen einer chinesischen Wäscherei und einem alternativen Jugendzentrum, dessen Besucher regelmässig in unserem Hauseingang urinierten, lebten wir. Unsere Wohnung war heruntergekommen und baufällig, aber sie war günstig.

Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt
Hanser Verlag, 285 Seiten
978-3-446-23854-1

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