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Der tschechische Autor Jaroslav Rudis an den Solothurner Literaturtagen.
Keystone
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Jaroslav Rudis: Mehr Stammtische für Europa!

Tschechien wählt ein neues Parlament: Favorit ist ein zwielichtiger Milliardär. Wieder ein Land, das einem Populisten auf den Leim geht? Der Prager Erfolgsautor Jaroslav Rudis analysiert den Zustand seiner Heimat und die wieder zunehmenden Missverständnisse zwischen Ost und West bei Marc Lehmann.

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Tschechiens Wirtschaft brummt, das Land verzeichnet die niedrigste Arbeitslosigkeit der ganzen EU. Und trotzdem gibt es viele Unzufriedene. Ihnen spricht der milliardenschwere Unternehmer und Ex-Finanzminister Andrej Babis mit einer schroffen Anti-Establishment- und Anti-Europa-Rhetorik aus der Seele, weshalb er als Favorit in die tschechischen Wahlen steigt. «Er ist eine schillernde Figur», sagt der Autor Jaroslav Rudis, «ein Milliardär, der gegen die alte Elite kämpft und die Protestwähler anführt, das ist spannend.» Er habe auf jeden Fall Charisma.

Den Tschechen geht es gut, warum also der Unmut? Warum die EU-Skepsis, obwohl das Land der Brüsseler Gemeinschaft – wie die übrigen ex-Ostblock-Staaten auch – viel zu verdanken hat? «Wir haben das Meckern, das ‹Gegen-das-System-zu-sein›, tief in uns. Das gab es schon vor 100 Jahren in unserem Verhältnis zur österreichischen Monarchie», so Jaroslav Rudis, der als prominenteste Stimme der jungen tschechischen Literatur gilt.

Jaroslav Rudis lebt zur Hälfte in seiner tschechischen Heimat und in Berlin und blickt so von Ost und West auf die europäischen Entwicklungen 13 Jahre nach der grossen Osterweiterung. Er verlangt eine Wiederannäherung auf böhmische Art: an Stammtischen beim Bier.

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