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Versandgeschäft mit rezeptfreien Medikamenten rentiert noch nicht

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Versandgeschäft mit rezeptfreien Medikamenten rentiert noch nicht

Laufzeit 9 Minuten 7 Sekunden. , Oliver Fueter

Seit Anfang 2011 vertreibt die Thurgauer Versandapotheke «Zur Rose» als einziges auch rezeptfreie Medikamente. Dieses Geschäft bringe bis jetzt noch keinen Gewinn, sagt «Zur Rose»-Chef Walter Oberhänsli im Konsummagazin «Espresso». Die Menge der verkauften Medikamente sei noch zu gering.

Der Haken beim Versand von rezeptfreien Medikamenten ist, dass laut Gesetz der Kunde auch dafür ein Arztrezept benötigt. Damit sich die Bestellung für den Kunden überhaupt lohnt, übernimmt «Zur Rose» diese Kosten. Die Arztrezepte stellt in Zusammenarbeit mit der Versandapotheke eine Telemedizin-Firma aus. Sie entscheiden auf Grundlage eines Fragebogens, den jeder Kunde ausfüllen muss. Diese Ärzte würden unabhängig arbeiten und bis zu 10 Prozent der Bestellungen zurückweisen, betont Oberhänsli.

Der Schweizer Apothekerverband «pharmaSuisse» kritisiert die Praxis, dass die Versandapotheke die Bestellungen durch «eigene Rezepte» legitimiere. Er denke nicht, dass dies vom Gesetzgeber so beabsichtigt sei. «pharmaSuisse» kritisiert zudem, dass «Zur Rose» rezeptfreie Medikamente erst ab einem Betrag von 75 Franken gratis liefere. Dies verleite dazu, eher mehr Medikamente als nötig zu bestellen. Im Kanton Thurgau hat «pharmaSuisse» eine Beschwerde gegen die Versandapotheke «Zur Rose» eingereicht. Das Verfahren ist noch hängig.


Grundsätzlicher Konflikt
Auch beim Verkauf von rezeptpflichtigen Medikamenten schwelt ein Konflikt zwischen «pharmaSuisse» und den Versandapotheken.
Dieser wird dadurch verschärft, dass immer mehr Krankenkassen ihren Versicherten empfehlen, Arztrezepte bei Versandapotheken einzulösen. Hier die wichtigsten Argumente in diesem Konflikt

Argumente von Krankenkassen und Versandapotheken:
• Medikamente sind im Versandhandel (z.T. deutlich) günstiger
• Gratislieferung von rezeptpflichtigen Medikamenten
• Bequeme und diskrete Hauslieferung, vor allem bei chronischen Erkrankungen
• Versandapotheken bieten diskrete und stressfreie telefonische Beratung
• Versandapotheken verrechnen keine Medikamenten- und Bezug-Checks (Fr. 4.30 pro Medikament, und Fr. 3.25 pro Rezept)
• Kein grösseres Risiko: Auch in der Versandapotheke kontrollieren Apotheker die Rezepte auf Wechselwirkungen usw.
• Versandapotheken senken die Gesundheitskosten
• Wahlfreiheit zwischen Versandapotheke und klassischer Apotheke bleibt bestehen.


Argumente des Apothekerverbands:
• In Notfällen kann eine klassische Apotheke sofort helfen
• Versandhandel bringt zusätzliche Risiken mit sich (Anonymität, weniger Kontrolle)
• Versandapotheken sind «Rosinenpicker», weil nur an chronischen Erkrankungen interessiert
• Direkte persönliche Beratung und Kontrolle der Rezepte in der Apotheke ist besser und sicherer
• Ein Stamm-Apotheker hat den besseren Überblick bei Wechselwirkungen und Unveträglichkeiten von Medikamenten
• Er kann sofort auf veränderte Umstände reagieren und auch präventiv beraten
• Transportrisiko beim Medikamentenversand
• Durch Versandapotheken gehen in den anderen Apotheken Arbeitsplätze verloren

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