Fernand Braudel gehörte Mitte des 20. Jahrhundert zu einer Gruppe von französischen Historikern, die sich radikal abwandten von der Geschichte der grossen Männer und der grossen Ereignisse. Braudel entwarf in einem deutschen Gefangenenlager eine moderne Geschichtswissenschaft: Diese sollte die Menschen in ihrer realen Lebenswelt, in den verschiedenen sozialen Schichten und geografischen Räumen erforschen. Die Geschichtswissenschaft sollte wie ein Schlüssel die Tür zum Verständnis der Welt öffnen. Die Vorlesungen erscheinen jetzt erstmals in deutscher Sprache, herausgegeben von Peter Schöttler, Professor am Centre National de la Recherche Scientifique in Paris. Er erläutert im Gespräch mit Sabine Bitter Braudels «Schlüssel zur Welt», der im extrem abgeschlossenen Raum einer Kriegsgefangenschaft geschmiedet wurde.
Erstausstrahlung: 24.6.2013 (Kontext)
Buchhinweis:
Fernand Braudel. Geschichte als Schlüssel zur Welt. Klett-Cotta, 2013.