Zum Inhalt springen

Header

Audio
Einwohner der Insel Nauru beobachten den Kreuzer «HMAS Manoora» wie er mit hunderten Flüchtlingen an Bord an der Küste vorbei zieht.
keystone
abspielen. Laufzeit 28 Minuten 23 Sekunden.
Inhalt

Köpfe der Zeit – Das kürzeste Jahr einer Schweizer Ethnologin

Die Zeit zwischen den Jahren ist für viele ein zeitsensibler Zwischenhalt. Reflexe und Kontext nehmen sich Zeit für diese besondere Zeit. Wir reden mit Menschen, die es immer mit der Zeit zu tun haben. Sie zerbrechen sich tagein tagaus den Kopf über die Zeit. Und das auf ganz verschiedene Weise.

Download

Julia, eine Schweizer Ethnologin, arbeitete 2014 mit Asylsuchenden und Flüchtlingen auf der Pazifikinsel Nauru. Sie warten dort auf einen Asylentscheid, harren aus in der Hitze. Und während die Zeit für die Wartenden quälend langsam vergeht, war das vergangene Jahr für Julia das kürzeste in ihrem Leben.

Die Ethnologin Julia leistete auf der Pazifikinsel Nauru humanitäre Arbeit. Denn inmitten des drittkleinsten Staates der Welt steht ein Camp, indem sich rund 1'100 Menschen in Migrationshaft befinden. Es sind Aslysuchende aus Afghanistan, Somalia und anderen Kriegsgebieten, die auf dem Seeweg nach Australien mit ihrem Boot abgefangen und nach Nauru gebracht wurden. «Offshore-Processing-Policy» nennen das Australische Politiker. Die Auslagerung des Asylverfahrens ist Teil einer Abschreckungstaktik, dank der kein einziger Bootsflüchtling mehr auf australischen Boden gelangen soll.


Auf der Insel Nauru warten die Gestrandeten auf die Bearbeitung ihres Asylgesuchs und anschliessend darauf, dass sie ein Land dauerhaft aufnimmt. Sie warten für Monate und Jahre und hoffen auf den Entscheid, der sie nicht zurück ins Herkunftsland schickt.
Julia spricht über das letzte Jahr, das sie als das kürzeste ihres Lebens bezeichnet, über das Warten der Flüchtlinge und über Zeit, die sich unter der pazifischen Sonne wie Kaugummi hinziehen kann.

Mehr von «Reflexe»