Zum Inhalt springen

Header

Audio
Noch idyllisch: Der Rio Tiputini im Yasuní Regenwald.
T. Häusler
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 55 Sekunden.
Inhalt

Die verhängnisvolle Jagd auf Dschungelfleisch

Die illegale Jagd auf Wildtiere ist in gewissen Wäldern Asiens, Afrika und Südamerika ein verheerendes Problem. Forscher haben nun in Ecuador die Jagd auf das Dschungelfleisch - dem «Bushmeat» - untersucht und ziehen verhängnisvolle Schlüsse. Ab Montag beraten im japanischen Nagoya die Vertreter von 193 Staaten darüber, wie der stetige Verlust an biologischer Vielfalt vermindert werden kann. Eine Herkules-Aufgabe, denn die Natur wird von vielen Seiten bedrängt, zum Beispiel durch die Überfischung der Meere oder die Abholzung der Regenwälder. Kaum mehr Tiere grösser als eine RatteEtwas weniger bekannt ist das Phänomen des «Bushmeats», der Jagd auf Wildtiere. In Teilen Asiens, Afrikas und Südamerikas werden diese so stark gejagt, dass Experten vom «Syndrom der leeren Wälder» sprechen: Zwar stehen dort die Bäume des Dschungels noch, aber es gibt kaum mehr Tiere, die grösser sind als eine Ratte. In Ecuador haben Forscher nun die Auswirkungen und die Hintergründe der Wilderei untersucht. «Wollaffen und Klammeraffen werden durch die Jagd besonders hart getroffen. Denn für die Indianer, die den Wald gut kennen, sind sie einfach zu finden. Und sie pflanzen sich nur langsam fort», so Esteban Suarez von der Universidad San Francisco in Ecuadors Hauptstadt Quito. Er hat den illegalen Wildfleischmarkt von Pompeya ein Jahr lang beobachtet.«Am häufigsten verkauft werden Pacas, grosse Nagetiere, deren Fleisch im ganzen Amazonasgebiet sehr geschätzt wird. Dann auch zwei Arten von Peccaris, Wollaffen, Klammeraffen und Tapire.» Aber auch Kaimane, Schildkröten und ihre Eier, Schlangen und Vögel werden durch den Markt von Pompeya geschleust. Das addiert sich in einem Jahr zu 12 Tonnen Wildtierfleisch. Tendenz steigend, sagt Esteban Suarez.Tierlose Wälder schaden auch den BäumenDieser Handel ist gleich doppelt illegal: Die kommerzielle Jagd von Wildtieren ist in Ecuador grundsätzlich verboten. Dazu kommt, dass das meiste Fleisch in Pompeya aus einem Schutzgebiet stammt, dem Yasuní-Nationalpark.Die Folgen sind nicht nur für die Tierwelt verheerend. Untersuchungen zeigen, dass sich in den tierlosen Geisterwäldern die Verteilung der Bäume verändert. Für ihre Verbreitung sind diese auf Tapire, Peccaris und Pacas angewiesen. Denn sie vertilgen unzählige Früchte und verteilen mit ihrem Kot die Samen. Noch ist der Yasuní-Wald erst in den Randgebieten betroffen, aber die bedenkliche Entwicklung ist ein Weckruf.

Mehr von «Wissenschaftsmagazin»