Als Aushilfslehrer wechselt Henry Barthes (Adrien Brody) ständig die Schule. Und das ist ihm ganz recht, denn er will sich nirgends binden. Fast wie ein Zen-Buddhist praktiziert er «Detachment» - Loslösung.
Auf diese Weise überlebt Barthes die katastrophalen Situationen, in die er immer wieder gerät. Das heisst aber nicht, dass er gleichgültig ist. Im Gegenteil, er nimmt mitunter sogar fast zu sehr Anteil am trüben Schicksal der Schüler.
Das Ganze mal anders sehen
Was Tony Kaye, der Regisseur des verstörenden Neonazi-Films «American History X», zu zeigen versucht, ist, dass es keine Wundertäter braucht, die alles zum Besseren wenden. Es braucht «nur» Menschen, die diesen Jugendlichen den unvorteilhaften Start ins Erwachsenenleben etwas erleichtern.
Barthes tut das nicht, indem er sich einmischt oder gar manipuliert, sondern indem er die Schüler darauf aufmerksam macht, dass man das Ganze auch aus einem anderen Blickwinkel sehen könnte.
Radikal ehrlich
Das radikal Ehrliche an «Detachment» ist nun, dass der Film nicht in Hollywood-Manier ein Happy End erzwingt, sondern schonungslos aufzeigt, dass ein Mensch wie Barthes nicht der heroische Heilsbringer ist.
Aber Barthes, selber eine verletzte Seele, kann den entscheidenden Unterschied ausmachen. Manche Schüler kriegen dank seinem Vorbild gerade noch knapp die Kurve, andere halt nicht. «Detachment» verdient 5 von 6 Filmbären, nicht zuletzt auch wegen der tollen Kamera.