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Psychologisches Labor an der Universität Derby.
University of Derby
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Wie realitätsnah sind psychologische Experimente?

Forschungsresultate aus der Psychologie haben nicht den besten Ruf. Die Rückschlüsse aus künstlichen Labor-Situationen auf psychische Phänomene im «richtigen» Leben werden oft angezweifelt. Oft zu Unrecht, wie eine neue Studie zeigt. Im allgemeinen taugen psychologische Experimente im Labor durchaus etwas. Vergleicht man sie mit Studien, die in lebensechteren Situationen gemacht wurden, mit sogenannten Feldexperimenten, dann unterscheiden sich die Resutate nicht stark voneinander, sagt Studienautor Greg Mitchell.Simulationen realer als erwartetZum Beispiel stellte sich im Labor heraus, dass sich Laien in simulierten Bewerbungsgesprächen sehr leicht blenden lassen. Wie hübsch eine Bewerberin ist, wie besonnen und in welcher Stimmlage ein Bewerber spricht. Nun könnte man denken: Wenig erstaunlich, die Versuchspersonen waren ja nicht geschult. Doch in echten Bewerbungsgesprächen konnte man nachweisen: Auch Vorgesetzte und Personalprofis sind nicht davor gefeit, sich in fast demselben Aussmass blenden zu lassen. Sozialpsychologie schneidet schlecht abAber: Je nach dem welches psychologische Forschungsfeld man anschaut, fallen die Resultate ganz anders aus. Forschung aus der Organisationspsychologie beispielsweise schneidet recht gut ab, während sozialpsychologische Laborforschung realen Bedingungen weniger standhält. Gerade bei letzterer zeigt Greg Mitchells Studie Unerfreuliches: In rund einem Fünftel der Fälle kehrten sich die Resultate aus Laborexperimenten in realitätstreueren Situationen sogar in ihr Gegenteil um. Kein generelles MisstrauenGreg Mitchell will seine Resultate nicht als generelles Misstrauensvotum gegen Laborexperimente in der Psychologie verstanden wissen. Nur müsse man die Resultate vorsichtig interpretieren. Greg Mitchell kritisiert denn auch weniger die Forschung selbst - kleine Schritte sind in der Wissenschaft schliesslich üblich - sondern die PR-Maschinerie der Fachjournale, den Hype um einzelne Studienergebnisse. 

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