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Pierre Kretz
SRF
abspielen. Laufzeit 57 Minuten 11 Sekunden.
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Ein Elsässer im Algerienkrieg

«Ich wàrt uf de Theo». So heisst das neuste Buch des Autors Pierre Kretz aus Schlettstadt im Elsass. Es ist der Monolog des achtzigjährigen Sepp, der wartend sein Leben Revue passieren lässt. Bis in seinen Kriegsdienst in Algerien nimmt er uns mit. Und ins Trauma, das in ihm bis heute nachwirkt.

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Hunderttausende junger Franzosen zogen zwischen 1954 und 1962 nach Algerien in den Krieg. Tausende kamen nicht zurück. Darunter viele Elsässer. Auch der achtzigährige Sepp diente drei Jahre in der Armee. Die Erinnerungen an seine Erlebnisse, seine eigenen Taten suchen ihn noch heute heim. Wir treffen ihn auf einer Bank vor dem Supermarkt, irgendwo im Elsass, wo er auf seinen Grossneffen Theo wartet, der ihn mit seinen Einkäufen heimfährt. Der ihm auch sonst durch die komplizierte moderne Welt hilft. Aber Theo kommt nicht.

Menschen, die vorbeigehen, lösen bei ihm Erinnerungen aus: Das Dorf in den 50er Jahren. Sein Freund Robbes, der im «Doodebaum» aus Algerien zurückkam. Er selbst, der in die Wüste und in den Kampf geschickt wurde. Auch der Schaal Jean-Georges wurde damals eingezogen. Aber dessen Vater war der Besitzer der Möbelfabrik im Dorf. Der hatte einen langen Arm, erzählt Sepp. Sein Sohn durfte einen Colonel in Alger herumkutschieren und war weit weg von der Front. Eine Ungerechtigkeit, die Sepp noch heute nicht erträgt und die ihn damals zum Kriminellen machte, ohne dass es je ans Tageslicht gekommen wäre. Uns erzählt er es!

«Ich wàrt uf de Theo» ist der Lebensbericht eines alten, abgehängten Mannes, rührend und in einem wunderschön klangreichen Elsässisch voller altertümlicher Wörter erzählt. In der Sendung ist ein Gespräch von Mundartredaktor Markus Gasser mit Pierre Kretz zu hören sowie längere Ausschnitte aus dem Text, gelesen vom Autor selbst.

«Fidimagoiggi», «Melli» und der Familienname «Trümpy»
«Fidimagoiggi» ist ein kurliges Wort, mit dem man etwas abwertend bezeichnen kann. «Melli» ist ein Ortsname aus dem Berner Oberland. Beide Wörter werden in der Sendung ausführlich erläutert.

Dazu «Trümpi» oder «Trümpy», ein typischer Glarner Familienname, hinter dem das gleichlautende, in der Innerschweiz verbreitete Wort mit der Bedeutung «Maultrommel» steckt. Am Ursprung dieser Familien stand also jemand, der mit diesen Instrumenten musizierte.

«S Säuli vom Säuliamt» von Raffael Ullmann
Welche Gams hat dem St. Galler Ort «Gams» den Namen gegeben? Und welcher Hund war für den Namen «Hundwil» in Appenzell Ausserrhoden verantwortlich? Diese Fragen seriös zu beantworten, braucht viel namenkundliches Wissen. Raffael Ullmann hat seine eigenen Erklärungen gefunden: Zu rund zwanzig Ortsnamen, in denen vermutlich ein Tiername steckt, hat er kurze Gedichte verfasst. Wie eben zum Säuli im Säuliamt. Ein sprachspielerisches Vergnügen.

Buchtipps

  • Pierre Kretz: «Ich wàrt uf de Theo. En attendant Théo». Photographies de Jean-Louis Hess. Verlag Le Verger.
  • «S'Säuli vom Säuliamt». Poesie von Raffi Ullmann. Zeichnungen von Bettina Truninger. RaffiVerlag. Bestellung bei raffiveralg@bluewin.ch

Verantstaltungstipp

  • Kaleidoskop in der Arena: Pierre Kretz liest "Ich wart uf de Theo". Donnerstag, 19. Januar 2023, 20.00 Uhr im Kellertheater, Haus der Vereine, Erlensträsschen 3, Riehen. www.arena-riehen.ch

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