Ist der Vater Bäcker und die Mutter Servicefachfrau, spielt deren Kind laut Statistik viermal seltener ein Instrument als ein Kind, dessen Vater Arzt und dessen Mutter Lehrerin ist. Der Distinktionscharakter des Klaviers ist dabei besonders ausgeprägt. Es kostet Geld, braucht Platz und muss so platziert werden können, dass es Nachbarn nicht stört. Die Erfolgsgeschichte des Klaviers fusst in der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist trotz Reformpädagogik und Integrationsprogrammen ein bürgerliches Symbol geblieben.
Christoph Kammertöns widmet das Schlusskapitel seines neuen Buchs «Das Klavier» der kultursoziologischen Bedeutung. Corinne Holtz unterhält sich mit dem Musikpublizisten über den Distinktionscharakter des bürgerlichen Möbels und lässt zwei Betroffene sprechen.