Unsere Lebenswelt verändert sich und mit ihr unsere Sprache. Fünf Gründe, warum bestimmte Wörter ausser Gebrauch kommen.
1. Überflüssig
Überflüssige Wörter bezeichnen etwas, das in unserem Alltag nicht mehr von Belang ist. Die Wählscheibe zum Beispiel: Mit dem Aufkommen der Tastatur-Telefone und Smartphones ist sie ausser Gebrauch geraten.
Und damit wird auch die Bezeichnung dafür obsolet – und wird wohl bald verschwinden. Zusammen mit der «Hutgerechtigkeit» (Recht, sein Vieh an einer bestimmten Stelle hüten zu lassen) oder der «Bränte» (landwirtschaftliches Rückentraggefäss).
2. Abgenutzt
Gewisse Arten von Wörtern nutzen sich viel schneller ab als andere. Dazu gehören Verstärkungswörter, Ausrufe und Beschimpfungen. Nach einiger Zeit haben «schüüli», «jesses» oder «Sürmel» an Wirkung eingebüsst.
Sie werden – vor allem von jüngeren Generationen – durch neue ersetzt, etwa «crazy», «shit» oder «Lauch». Und auch diese werden kaum mehrere hundert Jahre alt werden.
3. Zu kleinräumig
Die gestiegene Mobilität hat viele positive Auswirkungen. Aber für etliche regionale Dialektwörter ist sie ein Todesengel. Statt «Chrottepösche», «Sunnewirbel», «Chetteleblueme», «Söiblueme» oder «Weifäcke» sagen immer mehr «Löwenzahn» – damit wird man in der ganzen Deutschschweiz auf Anhieb verstanden.
Aus demselben Grund werden «Müntschi», «Schmutz», «Trüütli» und «Chuss» immer mehr vom «Kuss» verdrängt. Oft setzt sich dabei die Bezeichnung durch, die sich auch im Hochdeutschen findet.
4. Verpönt
Einige Wörter werden ganz absichtlich aus dem Sprachgebrauch entfernt – vor allem wenn sie als diskriminierend oder sonstwie unangebracht wahrgenommen werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hunderte Nazi-Begriffe aus dem Duden entfernt. In der jüngeren Vergangenheit mussten vor allem rassistische und sexistische Wörter dran glauben – etwa das «N-Wort» oder die «Arztfrau» (Ehefrau eines Arztes).
5. Aus der Mode
Es gibt auch Wörter, die einfach aus der Mode geraten und durch andere ersetzt werden – ohne, dass man den Grund dafür genau ausmachen könnte.
Statt von «nächti» reden wir von «geschter am Aabe», die «Empfindelei» wurde von der «Rührseligkeit» verdrängt und an die Stelle von «verschimpfieren» ist «verunglimpfen» getreten.
Nadia Zollinger und Markus Gasser streiten über die schönste Sprache der Welt. Easy heftig. Deine Fragen an mundart@srf.ch.
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Sprachliche Vielfalt geht verloren
Dass schöne alte «Grossmutter-Wörter» verschwinden, ist schade (die diskriminierenden natürlich ausgenommen). Mit ihnen geht oft auch ein Stück sprachliche Vielfalt verloren.
Aber wir leben in einer Welt, die sich verändert. Und damit wir unsere Welt weiterhin in Worte fassen können, muss sich unser Wortschatz anpassen.
Wörter im Ruhestand
Auch wenn «Grossmutter-Wörter» ausser Gebrauch kommen – vom Aussterben zu sprechen, ist eigentlich nicht angezeigt. Wirklich «gestorben» sind Wörter erst, wenn kein Mensch sie mehr kennt und sie auch nirgends mehr aufgeschrieben sind.
Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Wörter eher «im Ruhestand». Und aus diesem können sie jederzeit wieder zurückgeholt werden. Man muss sie nur wieder verwenden.
Welches alte Wort würden Sie aus dem Ruhestand holen? Schreiben Sie es in die Kommentare!