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Radio SRF 1 90 Jahre Harry Belafonte – mehr als ein Musiker

Als Schauspieler und Sänger eroberte er die Herzen. Als Netzwerker und Botschafter begleitete er das Weltgeschehen. Als Aktivist kämpfte er für eine gerechtere Welt. Harry Belafonte wird 90 Jahre alt. Dieser Mann ist viel mehr als der «Banana Boat Song».

«Gerechtigkeit ist grösser als das Gesetz» lautet Harry Belafontes Botschaft und Credo. Seine Mutter bläute ihm ein, keinen Tag vergehen zu lassen, ohne sich für die Gerechtigkeit einzusetzen. Und er hat sich eingesetzt. Er kämpfte für die Rechte der Schwarzen. Er kämpfte gegen die Armut. Für den Frieden. Gegen den Krieg.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Belafonte kannte und kennt alle und jeden. Er war stets an vorderster Front dabei. Für John F. Kennedy machte er Wahlkampf. Für Martin Luther King schloss er eine Lebensversicherung ab. Mit Lionel Richie, Michael Jackson und Quincy Jones initiierte er das Benefiz-Projekt «USA for Africa».

Zu seinem Netzwerk gehören die Machthaber der Welt genauso wie Aktivisten, die sich für eine bessere Welt einsetzen. Sein Herz gehört den Ärmsten der Armen und seine Kontakte zu den Mächtigsten der Mächtigen nutzt er dazu, etwas an der Weltordnung zu verändern. Wer denkt, dass ein einziges Menschenleben nicht dazu reicht, auf so vielen Hochzeiten zu tanzen und sich für so viele Ideale einzusetzen, hat nicht unrecht. Das Leben von Harry Belafonte erzählt jedoch eine andere Geschichte. Eine eines Menschen, der genau das geschafft hat.

Ist Harry Belafonte ein Heiliger?

Natürlich nicht. Harry Belafonte ist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Einer, der auch Schattenseiten hat. Er war ein Spieler, ein Trinker, ein oft abwesender Vater. Ein Mann mit Fehlern eben. Einer, der sich für gewisse Dinge und Ideale dermassen stark machte, dass andere Sachen auf der Strecke blieben. Das weiss er. Und dazu steht er auch. Alle Persönlichkeiten, die auf der Weltbühne Grosses bewirken wollen, kriegen auf den privaten Showplätzen nicht alles gebacken.

«World Music Special»

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Mehr über Harry Belafonte und seine Musik hören Sie am Donnerstag, 2.März ab 20 Uhr im «World Music Special» auf Radio SRF 3.

Und seine Musik?

Der «King of Calypso» wurde als Musiker durch den «Banana Boat Song» weltberühmt. Natürlich darf man Belafonte, den Musiker, nicht auf die Interpretation dieses jamaikanischen Volkslieds reduzieren. Mit «Matilda», «Coconut Woman», «Island In The Sun» und vielen anderen Melodien, erlangte er als Musiker und Entertainer eine Art Unsterblichkeit. Trotzdem ist der «Banana Boat Song» sein wohl wichtigstes Stück Musik. Schon als kleiner Junge war er fasziniert von der Melodie, die später so etwas wie seine musikalische Visitenkarte werden sollte.

Belafonte wollte aber stets mehr als Musiker sein. Auch im Showbusiness nutzte er seine unbeschreiblichen Stärken als Netzwerker und Vermittler, um anderen Künstlern Türen zu öffnen. So verhalf er etwa der südafrikanischen Sängerin Miriam Makeba zu ihrem Durchbruch in den USA.

Wieso wurde Belafonte eigentlich nie Politiker?

Harry Belafonte wählte seine Rolle auf dem politischen Parkett als Berater, Vermittler und Botschafter bewusst. Überzeugt davon, so mehr Macht zu haben und weniger Kompromisse eingehen zu müssen, strebte er es nie an, ein politisches Amt zu zieren. «Künstler», so sagte Belafonte vor fünf Jahren in einem Interview mit der Bild-Zeitung, «sind die kraftvollste Quelle im Universum und die Hüter der Wahrheit».

Und so sang er seine Songs, um die Leute zu erreichen. So kämpfte er für seine Ideale, um aus der Welt eine bessere zu machen. Und damit hat er bis heute nicht aufgehört.

Der Dokumentarfilm «Sing Your Song» (2011) erzählt von Belafontes Leben. Einer der besten Musikfilme der letzten Jahre, in welchem es selbstredend nicht primär um Musik geht. Der Film dokumentiert ein Stück Zeitgeschichte und lebt von einem authentisch bescheidenen Protagonisten, der nie damit aufgehört hat, sich für Menschlichkeit und eine gerechtere Welt einzusetzen.

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