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Aus Forum vom 20.11.2014. Bild: Colourbox
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Radio SRF 1 «Forum»: Macht Fleisch krank?

Der Schweizer isst im Durchschnitt 52 Kilo Fleisch pro Jahr. Internationale Forscher sagen, dass rotes Fleisch ungesund sei. Die Fleischwirtschaft und Fleischliebhaber halten dagegen. Essen wir zu viel Fleisch und schaden damit unserer Gesundheit? Im «Forum» diskutierten Experten und Hörer.

Der Schweizer isst im Durchschnitt 52 Kilo Fleisch pro Jahr. Rund 20 Kilo davon in Form von Wurst. Wer täglich rotes Fleisch isst, hat ein erhöhtes Risiko, an Krebs, an Diabetes oder am Herz zu erkranken. Das sagen internationale Forscher. Als rotes Fleisch wird Rind, Lamm, Pferd und Schwein definiert. Die Eidgenössische Ernährungskommission hält nun den Finger darauf.

Die Fleischwirtschaft und Fleischliebhaber sind erbost. Sie sagen: Fleisch ist gesund.

Macht Fleisch krank? Weshalb gehen die Emotionen so hoch, wenn es ums Thema Fleisch geht?

Im «Forum» diskutierten mit Hörerinnen und Hörern:

  • Ulrich Keller, Präsident der Eidgenössischen Ernährungskommission
  • Ruedi Hadorn, Direktor Schweizer Fleisch-Fachverband
  • Corinne Egger, Dipl. Ernährungsberaterin HF (SVDE), Dinhard
  • Stefan Schlüchter, Metzgerei Schlüchter, Dürrenroth und Wasen

Das gesunde Mass

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Ulrich Keller, Präsident der Eidgenössischen Ernährungskommission
aus Audio SRF 1 vom 20.11.2014. Bild: SRF
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Position der Eidgenössischen Ernährungskommission EEK: Wer jeden Tag Wurst isst, tut seiner Gesundheit nichts Gutes. Auch wer jeden Tag sein Rindsplätzli, Steak oder Gigot auf dem Teller hat, gefährdet möglicherweise seine Gesundheit und verkürzt die Lebenszeit. Ulrich Keller rät deshalb, eher weisses als rotes Fleisch zu konsumieren: Geflügel oder Kaninchen.

Die EEK hat internationale Ernährungsstudien ausgewertet und kommt zum Schluss, dass Schweizer und Schweizerinnen lieber zurückhaltend mit ihrem Fleischkonsum umgehen sollten. Ihrer Gesundheit zuliebe.

Zwei bis fünf Mal pro Woche

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Corinne Egger, Dipl. Ernährungsberaterin HF
aus Audio SRF 1 vom 20.11.2014. Bild: SRF
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Auch für Ernährungsberaterin Corinne Egger ist der Fleischkonsum eine Frage des Masses. Sie empfiehlt, nicht mehr als zwei bis fünf Mal pro Woche Fleisch zu essen.

Auch die Hörerinnen und Hörer haben mitdiskutiert. Viele von ihnen appellieren wie die Ernährungsberaterin ans Mass. Zum Beispiel Karin Krähenbühl aus Lotzwil im Kanton Bern: «Dass sich jeder Einzelne Gedanken über seinen persönlichen Fleischkonsum macht, finde ich in der heutigen Zeit nötig. Wo bleibt der Sonntagsbraten von früher?» Man müsse nicht jeden Tag mehrmals Fleisch essen.

Kein Fleisch

Es gibt auch Stimmen, die dafür plädieren, auf Fleisch zu verzichten. Mirijam Hess aus Basel etwa ist überzeugt: «Der menschliche Körper braucht kein Fleisch. Alle wichtigen Inhaltsstoffe können auf natürlicher Basis aufgenommen werden.»

Der menschliche Körper braucht kein Fleisch.
Autor: Mirijam HessBasel

«Essen ist nicht länger Privatsache», sagt Céline Müller aus Luzern. «Denn die Konsequenzen tragen wir alle. Die Tiere, das Klima, unsere eigene Gesundheit. Seit ich auf tierisches Eiweiss verzichte, geht es mir gesundheitlich viel besser.»

Fleisch gehört zur gesunden Ernährung

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Ruedi Hadorn, Direktor Schweizer Fleisch-Fachverband
aus Audio SRF 1 vom 20.11.2014. Bild: SRF
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Position des Schweizer Fleisch-Fachverbandes: Der tägliche Fleischkonsum gehört zur gesunden Ernährung. Fleisch ist die Quelle für lebenswichtige Eiweisse. Eisen, Zink und Vitamine, ebenfalls im Fleisch enthalten, sind wichtig für den Menschen. Internationale Studien scheinen wenig aussagekräftig.

Ruedi Hadorn ist es wichtig, den Leuten nicht den Genuss zu verderben. Dieser sei ein Stück Lebensqualität, so der Direktor des Schweizer Fleisch-Fachverbands.

Die von der EEK geforderte Beschränkung zuhanden des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sei eine Einmischung in die Privatsphäre jedes Einzelnen, sagt Hadorn weiter. Diese Position wird auch in der Online-Diskussion vertreten. Peter Grob aus Triesen (Fürstentum Liechtenstein) schreibt: «Krank machen Kommissionen, Ämter, Beamtinnen und Beamte, Politikerinnen und Politiker, die sich in jede noch so triviale Angelegenheit des täglichen Lebens einmischen. Um es pointiert zu sagen: zuerst das Rauchen, dann das Trinken, jetzt das Essen und dann wahrscheinlich der Sex.»

Zuerst das Rauchen, dann das Trinken, jetzt das Essen und dann wahrscheinlich der Sex.
Autor: Peter GrobTriesen

Auf das Bauchgefühl hören

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Stefan Schlüchter, Metzgermeister aus dem Emmental
aus Audio SRF 1 vom 20.11.2014. Bild: SRF
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Stefan Schlüchter ist Metzgermeister im Emmental. Einem skeptischen Kunden gegenüber würde er einerseits gerne die Vorzüge des Fleischkonsums betonen. Andererseits rät er, auf das Bauchgefühl zu hören. Fühle sich ein Fleischesser gesund und wohl, so solle er mit gutem Gewissen auch weiterhin Fleisch geniessen.

Und Karl Suter aus Kirchberg (BE) schreibt in seinem Online-Kommentar: «Frisches Fleisch, mit natürlichen Gewürzen oder Natursalz wenig behandelt, dann kurz gebraten oder auf dem Feuer grilliert, ist sicher gesund.»

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