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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 13: Pirates of the Vatican

Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Künstliche Künstler

Christian Donlan schreibt für Eurogamer über die Arbeit von Michael Cook, der im Fach «Computational Creativity» doktoriert und dafür ein Programm schreibt, das selbständig Games erfindet. Die ausführliche Reportage ist voller faszinierender Einblicke in den aktuellen Forschungsstand zu künstlicher Intelligenz. Zum Beispiel die Grundsatzfrage, ob ein Programm, das ja bestimmten Regeln seines Programmierers folgt, überhaupt eine eigene «Idee» haben, kreativ sein kann. Aber auch ganz Praktisches: Um «gute» Level zu gestalten, erstellt das Programm erst einen zufällig, spielt ihn dann, verändert leicht und entscheidet sich für die «bessere» Mutation – Evolution halt. Oder diesen supercleveren Trick: Um einen neuen Begriff zu lernen, benutzt das Programm die automatische Vervollständigung von Suchbegriffen bei Google:

If you want to find out something about doctors, type in «Why do doctors always» and then look at the auto-complete results. That will tell you things that doctors probably do, or at least that people think they probably do.

Kultureller Minderwertigkeitskomplex

Das grossartige «Bioshock Infinite» hat nicht nur mich begeistert und deshalb eine Vielzahl geistreicher Artikel inspiriert. Aufgefallen ist mir insbesondere der Beitrag des schottischen Comedians und Game-Kommentators Rab Florence. Er regt sich darüber auf, dass andere Kritiker «Bioshock Infinite» zu gewalttätig fanden; dass sie es zwar Nicht-Gamern zeigen wollten, als herausragendes Beispiel für die Möglichkeiten des Mediums, aber dann davor zurückschreckten, eben wegen der Gewalt. Für Florence demonstriert diese Haltung einen kulturellen Minderwertigkeitskomplex, «a cultural cringe». Denn im Gegensatz zu anderen Spielen, wo man durchaus übertriebene Gewalt hinterfragen könne, verdiene sich «Bioshock Infinite» die brutalen Darstellungen durch Schauplatz, Handlung und Mechanik. Das dann aber doch ein bisschen schwierig und nicht vorzeigbar zu finden, sei feige:

We should be celebrating Bioshock Infinite for telling an incredibly daring story and dealing with incredibly mature themes within our favourite form, and doing it honestly. Instead, some of us are cringing. […] Is our videogame culture an inferior one? I don’t think it is. Not anymore. […] We need balls enough to be proud about it.

Hält der Smartphone-Akku länger mit weniger hellem Bildschirm?

Ja! Ist ja klar, würde man sagen. Aber um wie viel länger? Und wie hängt die gewonnene Zeit mit der Nutzung zusammen? Der Physiker Rhett Allain nimmt sich im Wissenschafts-Blog von Wired dieser Fragen an. Und weil er Physiker ist, macht er das sehr gründlich, mit Messungen, Formeln und verschiedenen plausiblen Annahmen zu Nutzungsmustern. Bis zu zwei Stunden länger könne die Batterie halten. Eine direkte Empfehlung leitet er daraus allerdings nicht ab:

The more you use the phone, the more time you can add to your battery by turning down the brightness. Getting up to two extra hours isn’t crazy. […] I will keep my phone at around half brightness. You should put your phone brightness setting at whatever level makes you happy.

Piraten-Priester

Das Blog TorrentFreak stellte sich die Frage: Wenn ja alle Filme downloaden, was ist eigentlich mit Priestern? Sie suchten deshalb gezielt nach IP-Adressen im Vatikan, die über Bittorrent Dateien heruntergeladen hatten. Neben eher langweiligen Funden (wie der romantischen Komödie «Love Actually») stiessen sie dabei aber tatsächlich auch auf recht unkatholische Werke der Damen Lea Lexis oder Sheena Shaw. Für eigene «Recherchen» findet man die Download-Liste des Vatikans bei TorrentFreak. Und auch die Kommentare dort haben hohen Unterhaltungswert. So kann dieser Leser keinen Widerspruch von Kirche und Piraterie erkennen:

Jesus was the original pirate. Format shifting water into wine and copying 2 fish and 5 loaves of bread to feed a crowd, among other acts of piracy.

Die Objekte vatikanischer Begierden haben bereits reagiert. So Lea Lexis in einem Interview mit der Huffington Post oder der Hersteller eines der heruntergeladenen Werke. Er findet die Enthüllung natürlich grossartig:

While we don't support theft of content, in this case we're happy whoever he (or she) is is enjoying our movies.

Eine weitere Darstellerin witzelte auf Twitter:

Vatican residents asked god for great porn and so god delivered.

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