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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 39: Warum wir Bilder von Katzen mögen

Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Klatsch und Tratsch im Global Village

Bei «Slate» schreibt Evgeny Mozorov über die Pläne der Social-News-Plattform «Buzzfeed», ihre Artikel von Sprachstudenten günstig übersetzen zu lassen. So sollen auch des Englischen Unkundige künftig Beiträge wie «50 Dinge, die du nur verstehst, wenn du in den 90er Jahren ein Teenager warst» lesen können und für noch mehr Klicks sorgen («Buzzfeed» hatte allein im August 85 Millionen Besucher und wächst weiter). Mozorov fragt sich, was das für die lokalen Medien bedeutet, denen im Anzeigemarkt plötzlich ein mächtiger Konkurrent gegenübersteht. Er kommt zum bitteren Schluss, die traditionellen Medienhäuser müssten angesichts der neuen Konkurrenz entweder ihre eigenen Inhalte dem seichten Massengeschmack anpassen oder sich darauf gefasst machen, künftig noch weniger Geld mit Online-Werbung zu verdienen.

BuzzFeed’s goal, after all, is to get the maximum number of shares and likes on social media—for it’s the shares and likes that determine how much money the site is making. In this, BuzzFeed thinks more like a Silicon Valley startup rather than a traditional journalistic entity, with its outdated civic concerns that go beyond the need to maximize and monetize traffic.

Mozorov selbst scheint beim Schreiben seines Textes nicht eben sorgfältig vorgegangen zu sein: Am Ende des Beitrag steht ein langer Abschnitt, der die seit der Publikation des Textes vorgenommenen Korrekturen ausweist. Aber seine Grundfrage bleibt spannend: Wenn die Welt dank Technologie zum globalen Dorf wird, wird es in diesem Dorf dann noch «seriöse» Nachrichtenvermittler geben, die sich an schwere Themen wagen, die nicht viele Klicks und Online-Shares versprechen? Oder wird es sein wie in den meisten Dörfern, wo vor allem Klatsch und Tratsch regieren?

Was nützen Gesetze gegen «Revenge Porn»?

Auf der Webseite von «Wired» macht sich Sarah Jong Gedanken über die Kriminalisierung von «Revenge Porn» – also dem Blossstellen des Ex-Partners bzw. der Ex-Partnerin durch die Veröffentlichung von Nackt-Fotos oder -Videos. Was Jong über die herrschende Gesetzeslage schreibt, betrifft zwar im Spezifischen die USA, hat aber auch in unseren Breitengraden Geltung. Der Kampf gegen die (sexuelle) Ausbeutung von Frauen und Kindern habe schon immer denen als Trojanisches Pferd gedient, die das Internet ganz regulieren wollen, schreibt Jong. Dabei würden bestehende Gesetze ausreichen um gegen Internetkriminalität vorzugehen, selbst bei einem so schwammig definierten Delikt wie «Revenge Porn». Und sie hält fest:

There are unintended consequences to overbroad laws, and failing to take that into consideration when advocating for increased criminal liability is irresponsible.

Statt einfach dem Internet die Schuld an allem zu geben, will Jong das Phänomen des «Revenge Porn» in einem grösseren Kontext diskutiert sehen, der ganz allgemein Gewalt gegen Frauen und die Stigmatisierung von nackten Körpern umfasst (Letzteres wohl eher in den USA ein Problem als in Europa). Denn so werde klar, dass man «Revenge Porn» mit anderen Mitteln nachhaltiger und effektiver bekämpfen könne als durch Gesetze, die das Internet als Ganzes regulierten.

Warum wir Katzenbilder mögen

Kennen Sie Grumpy Cat? Die übellaunige Katze, die im Digital am Sonntag schon einmal Thema war? Damaris Colhoun fragt sich bei «Salon», warum ausgerechnet Katzen zu den heimlichen Stars des World Wide Web wurden. Und sie holt weit aus: Bis ins alte Ägypten nämlich, wo Katzen als Fruchtbarkeitsgöttinnen, Dämonenjäger oder Reisende durch die Unterwelt verehrt wurden.

I imagined Maru, part cat, part box, as a modern-day sphinx, and Grumpy Cat as a dwarf god who chases away the modern-day demon of office ennui. Could they be the latest iterations of a visual meme that has been evolving and thriving for 6,000 years?

Dass Katzen seit Urzeiten dem Menschen um die Beine streifen, bringt Colhoun schliesslich zur Erkenntnis, dass Katzen-Meme nicht deshalb funktionieren, weil Katzen niedlich ausschauen. Vielmehr schafften sie es, unsere Beziehung zu diesen Tieren auf eine Art Podest zu stellen und daraus eine Geschichte zu machen, die weit über banale Alltagsinteraktionen wie Füttern oder hinter den Ohren kraulen hinausgeht.

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