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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 63: Alles ist kaputt und brennt

Die Themen dieses Wochenende: Computer sind kaputt, das Internet brennt, die wichtigste Infrastruktur ist unsicher zusammengekleistert.

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Am Wochenende hat man Zeit. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesens- und bedenkenswert finden. Setzt euch zu uns in die bequemen Sessel dieser «chambre de réflexion digitale»!

Habt auch ihr einen Tipp? Sagt es uns.

Computer-Sicherheit ist in ihrem Annus Horribilis: der gewaltige Kreditkarten-Klau bei Target vor Weihnachten. Der Heartbleed-Fehler im April. Angriffe auf alle Grossen, wie Apple, Microsoft, Yahoo, E-Bay, mindestens im Wochen-Takt. Und das alles in dem Jahr, in dem wir mit der Erkenntnis umzugehen lernen, von dem mächtigsten Geheimdienst der Welt flächendeckend abgehört zu werden.

Die Hacker-Reporterin Quinn Norton reagiert auf diese katastrophale Bilanz so:

Computers, and computing, are broken. [...] The NSA is doing so well because software is bullshit.

Also: Die NSA kann nicht etwa so breit abhören und eindringen, weil sie so grossartige Spezialisten hat, sondern weil Software so schlecht zusammengebastelt ist.

Auch Jon Evans im Tech-Blog «TechCrunch» stösst in dieses Horn. Im Gegensatz zu Quinn sieht Evans die NSA aber nicht nur als eine Organisation, die diese schlecht zusammengezimmerte Infrastruktur zu ihren Gunsten ausnutzt, so gut sie kann. Sondern als jemand, der ein Interesse daran hat, dass das so bleibt und deshalb wohl auch Verbesserungen zu verhindern versuche.

The bad news is that the most powerful entity on Earth appears to be virulently, bitterly opposed to any such development.

Und schliesslich zieht der bekannte Hacker Dan Kaminsky eine Bilanz nach Heartbleed, dem zufällig gefundenen, jahrelang unentdeckten schweren Fehler. Ebenfalls vernichtend:

We are building the most important technologies for the global economy on shockingly underfunded infrastructure. We are truly living through Code in the Age of Cholera. […] No more accidental finds. The stakes are just too high.

Alles ist kaputt. Die Infrastruktur, welche die globale Informationsgesellschaft zusammenhält, ist aus Karton und Draht zusammengebastelt und wackelt bedenklich. Das muss besser werden.

Immerhin glaubt Quinn Norton daran, dass das möglich ist. Dass das Gefühl der persönlichen Machtlosigkeit, das sich seit einem Jahr breitmacht, nicht gerechtfertigt ist:

People believe they are powerless and alone, but the only thing that keeps people powerless and alone is that same belief. […] There are […] plenty of ways we could regain privacy and make our computers work better by default. It isn't happening now because we haven't demanded that it should, not because no one is clever enough to make that happen.

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