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Ein Spielausschnitt aus dem Game «Civilization: Beyond Earth»
Legende: Riesenkraken können unserem See-Handel gefährlich werden. Da hilft nur eines: angreifen und zerstören. Sid Meier's Civilization
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Games Review: «Civilization: Beyond Earth»

Neuer Planet, neues Glück: Nachdem die Erde unbewohnbar wurde, brechen wir auf ins Weltall und suchen dort eine Heimat. Doch auch auf dem neuen Planeten gelten die bekannten Regeln der «Civilization»-Reihe – nur, dass uns nun Riesenkraken und andere Aliens angreifen statt Barbaren.

Vorab ein Geständnis: Ich habe noch nie ein Game der «Civilization»-Reihe gespielt. Ich habe Leuten über die Schulter geschaut, die es spielten; ich habe YouTube-Clips von Leuten gesehen, die es spielen und ich habe darüber gelesen. Aber selbst gespielt: nein, noch nie. Darum fussen die nachfolgenden Vergleiche mit vorgehenden Versionen auch nur auf Second-Hand-Wissen.

Als erfahrener Spieler hätte ich mich wohl auch ein wenig geschickter angestellt. Denn als ich einmal den ersten Siedlungsort meiner Raumkolonie gewählt hatte und nun entscheiden musste, wie es mit meiner Siedlergruppe weitergehen soll, war ich komplett überfordert: so viele Buttons, so viele Menus, so viele Möglichkeiten! Die ersten Stunden meines Spiel waren von der steten Angst geplagt, auch noch das kleine bisschen Übersicht zu verlieren, das ich hatte. Und davor, mit einer falschen Entscheidung einen falschen Weg vorzuspuren.

Für jeden Spieler-Typ ein Sponsor

Kenntnisse der Reihe machen den Start ohne Zweifel einfacher, doch es geht auch ohne. Nach ein paar Spielen hat man die Grundprinzipien des Spiels begriffen, das sich auch weitab der Erde als «Globalstrategiespiel, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen» präsentiert: Wir steuern das Geschick eines ganzen Volkes und versuchen, es durch kluge Siedlungspolitik, Forschung, Krieg und Diplomatie zum erfolgreichsten auf dem Planeten zu machen.

Eine Spielszene aus dem Game «Civilization: Beyond Earth»
Legende: Unterschiedlichen Sponsoren bieten verschiedene Vorteile. Die Afrikanische Union z.B. ist in Landwirtschaft stark. Sid Meier's Civilization , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

Noch bevor wir unsere Mission ins Weltall starten, müssen wir uns für einen Sponsor für unsere Expedition entscheiden: Wählen wir zum Beispiel Brazilia, haben wir später Vorteile im Kampf. Wählen wir Franco-Iberia, macht unser Volk schneller technische Fortschritte. Entscheiden wir uns für die African Union gelingt die Landwirtschaft besser.

Sechs solcher Sponsoren gibt es insgesamt, und jede Wahl hat ihre spezifischen Vorteile oder entspricht einem bestimmten Spieler-Typ am besten.

Harmonie-Hippie oder Supremacy-Cyborg?

Auf dem Planeten angekommen, müssen wir uns gleich nochmal entscheiden – nämlich für das grundlegende Wertesystem, nach der sich unsere Kolonie in der neuen Heimat entwickeln soll. Wählen wir «Harmony», dann versuchen sich unsere Siedler dem neuen Planeten anzupassen um eben in Harmonie mit ihm zu leben. Entsprechend besser sind sie vor den Gefahren der neuen Umgebung geschützt und arbeiten mit Pflanzen und Tieren zusammen.

Audio
Ein Neuanfang weit weg (SRF 3)
04:20 min
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 20 Sekunden.

Wählen wir dagegen «Purity», versucht unsere Kolonie mit allen Mitteln, am alten Leben auf der Erde festzuhalten und entwickelt heimische Technologien weiter, die schliesslich grössere Feuerkraft und Schutzmechanismen bieten. Der dritte Weg, «Supremacy», lässt alles hinter sich und versucht, die Menschen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu einer Art Cyborgs zu machen. Auch so entstehen Technologien, die sich im Kampf oder beim Erkunden als nützlich erweisen.

Verschiedene Wege zu gewinnen

Wir müssen uns nicht exklusiv für einen dieser Wege entscheiden. Wir können versuchen, in verschiedene dieser Wertesysteme zu investieren und so die verschiedenen technologischen Vorteile, die sie uns bieten, gleichzeitig nutzen.

Spielszene aus dem Game «Civilization: Beyond Earth»
Legende: Wie auf der Erde so im Weltall: Ein Weg das Spiel zu gewinnen ist immer noch, sämtliche Gegner im Kampf zu zerstören. Sid Meier's Civilization , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

Allerdings gibt es Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen, die wir nur wahrnehmen können, wenn wir einen dieser Wege konsequent bis zum Ende gehen. Dieses Element des Games, das man auch aus Rollenspielen kennt, ist neu für die «Civilization»-Reihe.

Eine andere Arte zu gewinnen ist – und da hat sich im Vergleich mit früheren Titeln nichts geändert – sämtliche vom Computer gespielten Gegner zu vernichten. Wir können in «Civilization: Beyond Earth» aber auch siegen, indem wir Kontakt zu einer ausserirdischer Lebensform aufnehmen. Schliesslich sind wir ja im Weltall.

Kachel um Kachel wächst unsere Kolonie

Bei vielem ist das Weltraum-Setting aber bloss Anstrich: Unsere Kolonien handeln jetzt mit Energie – in früheren Versionen hiess das noch Gold und hatte den genau selben Zweck. Um unser Volk erfolgreich wachsen zu lassen, müssen wir seine Gesundheit im Auge behalten – früher war das die Zufriedenheit.

Spielszene aus dem Game «Civilization: Beyond Earth»
Legende: Bei der Erforschung des neuen Planeten stossen wir auch auf Überreste ausserirdischer Kulturen. Sid Meier's Civilization , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

Auch grafisch, etwa bei der Anordnung der Menus, sieht vieles noch so aus wie im Vorgänger, «Civilization V». Was nicht schlecht sein muss: Schliesslich gilt «Civilization V» weitherum als eines der gelungensten Games seines Genres, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.

Auch beim eigentlichen Gameplay hat sich wenig verändert: Wir sehen die Spielwelt von oben als ein Netz von sechseckigen Kacheln: Jede der Kacheln lässt sich anwählen und mit einer bestimmten Funktion besehen, zum Beispiel damit, Energie zu produzieren. So entwickelt sich unsere Kolonie vom ersten Siedlungsort aus Zug um Zug weiter in die neue Welt hinaus, durch Kampf, Handel und Ausbau unserer Städte.

Technologie-Netz statt Technologie-Baum

Ein zentrales Element ist aber neu: Technologischer Fortschritt erfolgt nun nicht mehr gradlinig entlang eines so genannten «Technologie-Baums, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen». Sondern in Form eines Technologie-Netzes, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen: Alle unsere Kenntnisse können sich darin in alle möglichen Richtungen weiter entwickeln.

Obschon diese nicht-lineare Struktur des Netzes am Anfang überfordern mag (wobei: vielleicht ging das wieder nur mir so), sichert das damit mögliche freie Experimentieren mit neuen Techniken langfristig den Spielreiz. Denn wenn die Ausserirdischen einmal unter Kontrolle sind, mit deren Attacken wir in der ersten Hälfte einer Spielrunde immer wieder zu kämpfen haben, werden die Action-Erlebnisse im Spiel deutlich seltener.

«Civilization» bleibt auch im All «Civilization»

Wer von «Civilization: Beyond Earth» ein komplett neues Spielerlebnis erwartet, das sich grundlegend von den vorhergehenden Teilen der Serie unterschiedet, wird wohl enttäuscht sein. Wer dagegen zufrieden ist, «Civilization V» mit einigen Neuerungen und auf einem fremden Planeten zu spielen, der kann sich freuen.

Eine Spielszene aus dem Game «Civilization: Beyond Earth»
Legende: Angriffe von Ausserirdischen (links im Bild) sorgen vor allem zu Beginn des Games für Abwechslung. Sid Meier's Civilization , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

Und wer «Civilization» zum ersten Mal spielt, der wird zu beginn viel lernen müssen und danach hoffentlich Gefallen an einem Strategiespiel finden. Immerhin ist es komplex genug, um es immer und immer wieder zu spielen und dabei die unterschiedlichsten Varianten von Fortschritt durchzuspielen.

«Civilization: Beyond Earth» gibt es für Windows PC, Versionen für Mac und Linux sollen noch bis Ende Jahr folgen. Das Spiel ist ab 12 Jahren freigegeben.

Wer ist Sid Meier?

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Wer ist Sid Meier?
Legende: Firaxis

Der titelgebende Sid Meier in «Sid Meier's Civilization: Beyond Earth» (so der vollständige Name) gilt als einer der legendärsten Game-Designer. Schon 1982 produzierte er Games für den neu entstehenden Heimcomputer-Markt. Obschon Meier im Titel aller «Civilization»-Games auftaucht, war er nur beim ersten Teil von 1991 der tatsächliche Designer.

Gameplay-Video

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Gameplay-Video

Im YouTube-Video erklärt eine freundliche Computerstimme, wie man «Civilization: Beyond Earth» spielt.

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