«Die kabellose Musikbox hat keinen erdenklichen kommerziellen Wert», urteilte in den 1920 Jahren ein Manager des US-Elektronikherstellers RCA. Nicht ganz richtig: Das Radio wurde bald zum wichtigsten Unterhaltungsmedium.
Es sollte nicht die einzige falsche Einschätzung bleiben, was die Zukunft des Musikhörens angeht. 2003 meinte Apple-Chef Steve Jobs, Streaming-Dienste würden sich nie durchsetzen. Musik wolle besessen und nicht nur geliehen werden. 15 Jahre vorspulen und Apple Music schickt sich an, zum grössten Streaming-Dienst und den USA zu werden...
Weil selbst die klügsten Kopfe bei Technologie-Vorhersagen oft daneben liegen, wagen wir keine eigenen Prophezeiungen. Hier dafür, was andere denken:
1. Das Brain-Computer-Interface
Musik, direkt ins Hirn gefunkt.Es ist die klassische Science-Fiction-Idee: Ein Implantat, direkt ans Hirn angeschlossen, das Musik empfangen kann. «Ich glaube, dass wir in den nächsten 20, 25 Jahren dahin kommen, dass wir Dinge tun können, ohne unsere Sinnesorgane zu benutzen, dass wir direkt ins Gehirn gehen mit Brain-Computer-Interfaces», meint zum Beispiel der notorische Futurist Gerd Leonhard.
Von der technischen Umsetzung dieser Vision sind wir allerdings noch weit, weit entfernt. Und selbst wenn so ein Interface einmal möglich ist, bleibt die Frage offen, ob diese Technologie je von der breiten Masse akzeptiert wird.
2. Musik in der virtuellen Realität
Dabei sein statt nur zuhören.Der Trend zeichnet sich jetzt schon ab: Mit Virtual-Reality-Brillen soll Musik nicht nur gehört, sondern richtig erlebt werden. Dazu gibt es VR-Musikvideos oder VR-Konzerterlebnisse. Allerdings: Die Brillen der ersten Generation haben noch nicht die gewünschte Auflösung und sind umständlich zu bedienen.
Diese Kinderkrankheiten dürften in den nächsten Jahren überwunden werden. Und Plattformen wie Vrtify , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen stehen bereits in den Startlöchern, um Musikerlebnisse zu bieten, die weit über das reine Musikhören hinausgehen. Mehr als ein Zusatzangebote, wie man Musik auch konsumieren kann, werden solche Angebote aber kaum werden.
3. Der Sensor regelt's
Dein Körper kuratiert die Playlist.Sensoren, die unseren Puls oder Blutdruck messen, gibt es heute schon. In Zukunft kann noch mehr möglich sein: Sensoren im Körper, die nicht nur unsere körperliche Belastung auswerten, sondern auch unsere Stimmungslage.
Mit diesen Daten lässt sich eine Playlist zusammenstellen, die sich unserem Gemütszustand anpasst. Wer glücklich ist, hört fröhliche Popmusik. Wem es dreckig geht, spielt sich durch sämtliche The Smiths-Alben. Oder umgekehrt.
4. Algorithmen als Musiker
Dein ganz persönlicher Soundtrack.Persönliche Daten werden weit mehr als das Kuratieren einer Playlist möglich machen. Dank deinen Körpersignalen und dem Wissen um deine persönlichen Musikvorlieben könntest du in Zukunft immer genau die Musik hören, die du gerade hören willst.
Schon heute haben Algorithmen gelernt, selbst Musik zu komponieren und zu spielen. Die Resultate sind noch nicht reif für die Hitparade, klingen aber zum Teil schon ziemliche melodisch. Mit Fortschritten in der künstlichen Intelligenz ist da noch mehr möglich: Algorithmen, die dir spontan komponierte Musik vorspielen, die genau zu deiner jeweiligen Situation passen. Also Lieder, die nur du hören kannst, weil es sie nur für dich gibt. So etwas nennt man dann wohl musikalische Filter-Bubble.