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Digital Nokia: Das Smartphone ist tot – es lebe der Kartendienst

Microsoft will seine «Lumia»-Handys in Zukunft nur noch unter diesem Namen verkaufen und auf den Zusatz «Nokia» verzichten. Als Smartphone bedeutet das das Aus für die finnische Traditionsmarke. Als Kartendienst will Nokia dagegen jetzt erst richtig durchstarten.

Nokia hatte schon früh begriffen, dass Navigation auf dem Handy eines Tages essentiell sein wird. Es war daher ein cleverer Schachzug, als die damals noch erfolgreichen Handybauer aus Finnland im Jahr 2007 für fast sechs Milliarden Euro Navteq kauften, einen der führenden Anbieter von Karten- und Navigationsdiensten.

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Nokia «Here» ist hier (SRF 3)
06:16 min
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Im Nokia-Modell «6210 Navigator» – noch ein klassisches Handy – integrierte Nokia schon 2008 seinen neuen Kartendienst und war damit der Konkurrenz weit voraus, zumindest was das Kartenmaterial anging. Nicht aber beim Handy selbst, denn nach der Premiere des iPhones im selben Jahr waren Mobiltelefone ohne Touchscreen immer weniger gefragt.

Der Rest ist Geschichte: 2014 kaufte Microsoft Nokias Mobilfunksparte und versucht seither mit mässigem Erfolg, das Betriebssystem Windows Phone im Smartphone Markt zu etablieren. In der Schweiz liegt der Marktanteil derzeit bei etwas mehr als fünf Prozent.

«Here» – bis vor kurzem exklusiv auf Windows Phones

Von diesen fünf Prozent kauften viele ihr Windows Phone oft auch deshalb, weil der darauf installierte Kartendienst «Here» wichtige Vorteile gegenüber Konkurrenz wie Google Maps hatte: die Offline-Nutzung des Kartenmaterials zum Beispiel. Doch dieses Alleinstellungsmerkmal der Windows-Smartphones fällt nun weg: Seit kurzem bietet Nokia seinen Dienst «Here» auch für das Android-Betriebssystem an, eine iOS-Version soll bald folgen.

Für Microsoft – das sich zwar Nokias Mobilfunksparte einverleibt hat, nicht aber die Kartendienste, die Nokia immer noch selber führt – ist das ein Schlag ins Gesicht. Denn wenn «Here» auf den beiden führenden Smartphone-Betriebssystemen läuft, fällt ein wichtiger Grund weg, auf Windows Phone umzusteigen.

Zwei Logos aus Nokias Kartendienst «Here».
Legende: Nokia ist hier! Mit «Here». Screenshots

Mit diesem Schachzug könnte sich Nokia einen wichtigen Platz im Smartphone-Business zurückerobern. Nicht als Hersteller von Geräten, sondern als Anbieter von Kartenmaterial und Vermarkter der Daten, die jeder liefert, der die Karten-App nutzt.

Diese Daten sind wertvoll, denn sie ermöglichen Nokia, ihr Kartenmaterial auf dem neusten Stand zu halten. Das hilft etwa im Geschäft mit Firmenkunden, die spezielle Anforderungen an die Aktualität und Genauigkeit von Kartendaten haben und dafür bereit sind, viel dafür zu bezahlen.

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