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Musik-Blog Wird der NME zum Klopapier?

Das ist frische Druckerschwärze auf die Todesanzeige des Musikjournalismus: Die legendäre britische Musikzeitschrift New Musical Express (NME) erscheint ab September als Gratisheft. Wer das schönreden will, braucht Worte, die mir schlicht und einfach fehlen.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Internet Killed The Music Magazine

Die Musikmagazine kämpfen schon länger um ihre Leserschaft. Mit gebührenpflichtigen Web-Inhalten können die fehlenden Einnahmen nicht im Ansatz wettgemacht werden, und so sind verzweifelte Aktionen und Reaktionen der Musikpresse durchaus nachvollziehbar. Die wöchentliche Auflage des britischen Traditionshefts New Musical Express schrumpfte von einst 300‘000 Exemplaren auf gerade noch deren 14‘000. Um wieder eine grössere Leserschaft zu erreichen, erscheint die Musikzeitschrift ab September als Gratisheft mit erweiterten Inhalten: TV, Film, Mode, Games, Technologie und Politik sollen künftig im NME ebenso stattfinden, wie das vermeintliche Kernthema Musik.

Der NME wird nicht sterben. Er ist schon tot

Audio
Interview: NME for free
aus Audio Aktuell SRF 3 vom 14.07.2015.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 31 Sekunden.

Hanspeter «Düsi» Künzler, unser Mann in London, kümmert die Mutation des NME zur Gratiszeitschrift wenig. «Der NME ist für mich schon seit 15 Jahren tot», sagt er zynisch. Ganz so hart gehe ich nicht ins Gericht mit dem Traditionsheft. Die Entwicklung aber gefällt mir gar nicht. Ich sehe den Gratis-NME bereits vor mir. Vollgepackt mit Parfümwerbung und Artikeln, die nach allem ausser nach unabhängigem Journalismus riechen.

«Der NME hat seit 20 Jahren den Ruf, komplett in der Tasche der Musikindustrie zu sein» gibt Hanspeter «Düsi» Künzler zu Protokoll und unterstreicht, dass ihn die Mutation des NME zum Gratisblatt relativ kalt lässt.

Das alte Lied über die Gratis-Kultur

Ich mag es schon gar nicht mehr anstimmen – das alte Lied über die Gratiskultur. Ich summe es nur noch vor mich hin und bin erstaunt, wie klein die Bereitschaft ist, für Berichterstattung (in welcher Form auch immer) Geld auszugeben. Die erfolgreichsten Zeitungen sind schon lange die Gratispublikationen, und weil sie nichts kosten, stellt ganz offensichtlich auch kaum wer Qualitätsansprüche.

Vielleicht wird beim NME aber alles anders. Vielleicht entdecken wir in Zukunft bereits auf der Frontseite noch unbekannte Bands. Vielleicht finden wir im Gratis-NME gut recherchierte Artikel, die in die Tiefe gehen und… I DON’T THINK SO!

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