Erst sind es biblische Geschichten, die Ruth Rederer als Kind faszinieren. Schon als Fünfjährige kann sie das Buch Ruth lückenlos erzählen. Später als Kindergärtnerin zieht sie mit ihren Erzählungen Buben und Mädchen in ihren Bann.
Die Geschichten von David, Daniel oder Ruth musste mir meine Grossmutter immer und immer wieder erzählen.
Nach ihrer Pensionierung wächst bei Ruth Rederer die Begeisterung für die Sagenwelt. Zuerst sammelt sie Sagen aus dem Alpenraum. Später ergänzt sie die wertvolle Sammlung mit Geschichten, die sie auf ihren Reisen durch ganz Europa hörte.
Sagen und Märchen für Menschen mit Alzheimer
Heute wohnt Ruth Rederer im Altersheim, wo sie auch gleich eine neue Aufgabe gefunden hat. Regelmässig lädt sie Menschen mit Alzheimer zur Erzählstunde ein. Das tue ihr ebenso gut wie ihrem Publikum. «Es ist spannend herauszufinden, was den Zuhörenden gefällt, wie viel Spannung sie ertragen oder wann es ihnen zu viel wird», so die 81-Jährige. Männer würden lieber auf Sagen stehen, Frauen eher auf Märchen.
Im Rahmen vom «Dorfplatz Sargans» öffnet die Sarganserin ihren Sagenschatz und erzählt vier Sagen aus ihrer Heimat.
Vier Sagen aus dem Sarganserland
«Vo de freie Walser»
Vrene Schuhmacher ist eine kräftige Frau und scheut keine Arbeit. Das gefällt dem Vogt. Er fordert sie kurzerhand zu einem Hosenlupf heraus – und landet unsanft im Heuhaufen.
«De Landvogt im Güllefass»
Jahrelang hat ein Landvogt seinen Untertanen geplagt und erpresst. Nun muss er für seine Untaten büssen – und alle 100 Jahre darauf hoffen, dass er von seiner Strafe erlöst wird.
«De Vater chunnt»
Ein jung verstorbener Bauer und Familienvater meldet sich ruhelos aus dem Jenseits und sorgt für späte Gerechtigkeit.
«De Valaishund»
Einen Geist zu ärgern kann schlimme Folgen haben. Das erfahren zwei junge Burschen am eigenen Leib als sie dem geisterhaften Valaishund, den Rückzugsweg versperren wollen.