Aus der Taufe gehoben wurde das WUKO am 11. Februar 1946. In der damaligen Ausgabe der Radiozeitung wurde die Sendung folgendermassen angepriesen:
Ein Wunschkonzert, das jedermann durch seinen Wunsch bereichern kann. Wir geigen, flöten, jodeln, singen, nach eurem Wunsch wir walzern, swingen, wir spielen euer Lieblingsstück von vorne – und auf Wunsch zurück. Schreibt ungeniert, was ihr begehrt – hereinspaziert zum Wunschkonzert!
Damit war klar, dass die WUKO-Türen in musikalischer Hinsicht weit offen standen. Nicht alle Hörerinnen und Hörer freuten sich gleichermassen darüber.
Es gab sogenannt ernste Musiker, die ihren Unmut über eine solch triviale Sendung offen äusserten. Doch auch solchen Kritikern zum Trotz entwickelte sich das WUKO zum wahren Publikumsmagneten. Wie ein Fels in der Brandung hat die Sendung alle Umstrukturierungen, Neuausrichtungen und Programmanpassungen im Radiobereich unbeschadet überstanden.
Viele Moderatorinnen und Moderatoren – ein Wunschkonzert
75 Jahre Wunschkonzert! In ihrer langjährigen Geschichte sah die beliebte Montagabendsendung etliche Moderatorinnen und Moderatoren kommen und gehen.
Die Premiere im Februar 1946 moderierte Fritz Schäuffele, der das Zepter 1957 an Edith Schönenberger übergab. Willy Buser, Heidi Abel, Roger Thiriet, Maja Buri, Edmund Amstad oder Thomas Baer sind weitere bekannte Namen aus der WUKO-Ära. Heute wird das Wunschkonzert vom Moderationsteam der SRF Musikwelle präsentiert.
Beliebte Wunschtitel halten sich über Jahrzehnte hinweg
Was sich in 75 Jahren kaum verändert hat, ist die Originalität gewisser Hörerpost oder das Rätselraten in der Redaktion beim Entschlüsseln von Musikwünschen. Zum Rätseln ein paar anschauliche Beispiele. «Es gibt ein klassisches Musikstück mit Vogelgezwitscher in einem Klostergarten», «Ein Lied, das von Vögeln gesungen wird» oder «Lac de Como» meinen ein und dasselbe Lied, nämlich «Et les oiseaux chantaient» von Alain Morisod. Ebenso erheiternd: «Polonäse in Aas-Tour von Chopä» oder ein Stück vom «Beni Rehmann sechsdät».
Die WUKO-Hitliste verändert sich immer wieder, doch bestimmte Titel sind sozusagen «unverwüstlich» und halten sich über Jahre oder gar Jahrzehnte auf vordersten Positionen.
Top 10 der WUKO-Hitliste von 1991
Schlager | Volksmusik | Klassische Melodien | |
1. | Aber dich gibt's nur einmal für mich | Ein frohes Wiedersehen | Piano Concerto No. 21, Andante |
2. | Marmor, Stein und Eisen bricht | E gschänkte Tag | Méditation |
3. | Sehnsuchtsmelodie | s'Guggerzytli | Chor der Gefangenen aus «Nabucco» |
4. | Echo der Liebe | Steiner Chilbi | Ave Maria |
5. | Et les oiseaux chantaient | O Müeti | «Der Barbier von Sevilla» |
6. | Silberfäden | Der Gemsjäger | Die Moldau |
7. | Looking for Freedom | La Montanara | Intermezzo aus «Notre Dame» |
8. | Only You | Trompeten-Echo | Elisabeth-Serenade |
9. | Girl I'm Gonna Miss You | En urchiga Muotathaler | An der schönen blauen Donau |
10. | Babysitter-Boogie | Mir sind vo de Füürwehr | Radetzky-Marsch |
Die heutigen Spitzenreiter
Genauso wie vor 30 Jahren finden sich «Sehnsuchtsmelodie», «Et les oiseaux chantaient» und «Silberfäden» immer noch unter den Top 10 der beliebtesten Schlager. «Ein frohes Wiedersehen», «E gschänkte Tag» und «s’Guggerzytli» sind die bis heute ungeschlagenen Spitzenreiter in der Rubrik Volksmusik. Bei den klassischen Melodien werden der Gefangenenchor aus der Oper «Nabucco» oder die «Elisabeth-Serenade» häufig gewünscht.
Ich hoffe, dass das Wunschkonzert auch in Zukunft die Insel bleibt, an die man sich auch in zwanzig Jahren noch gerne erinnert.
Hörerpost war nicht immer nur erfreulich
Das Interesse am WUKO ist seit 75 Jahren unverändert gross. Das hat zur Folge, dass nie alle Wünsche berücksichtigt werden können. Unverändert gross ist deshalb seit Jahrzehnten auch die Enttäuschung bei den Hörerinnen und Hörern, wenn ihr Musikwunsch nicht am Radio ertönt. Eine Anekdote von Heidi Abel zeigt, dass sich Enttäuschung zuweilen bis hin zu Wut entwickeln kann.
Im Jubiläumsbuch «Liebes Wunschkonzert» von 1991 erinnerte sie sich an eine solche Geschichte: «Wir erhielten ein Paket mit einem fast neuen Radiogerät. Dabei lag ein Brief, in dem ein Bauer wutentbrannt schrieb, dass er sich schon einmal beschwert habe, im Wunschkonzert und überhaupt würde viel zu wenig Ländlermusik gespielt. Der Direktor habe ihm daraufhin eine Statistik geschickt, die zwar das Gegenteil beweise, aber dies ginge ihn nichts an. Er habe jetzt genug, er wolle den Radio nicht mehr.»
Ob der erzürnte Hörer je ein neues Radiogerät angeschafft hat, wissen wir bis heute nicht. Aber die alten Leute, die sein Radio vom Studio Basel geschenkt bekommen haben, freuten sich mit Sicherheit darüber.