«Cindy, oh Cindy» ist im Original ein amerikanischer Hit. In der Hoch-Zeit des deutschen Schlagers bediente man sich gerne im amerikanischen Hit-Markt. 1957 erschien die deutsche Coverversion innerhalb eines Monats gleich zweimal. Zuerst konnte sich Wolfgang Sauer über den Erfolg freuen. Drei Wochen lang war seine Version auf Platz 1 der deutschen Hitparade.
Doch dann wurde Sauer von Margot Eskens überboten. Mit ihrem Lied «Cindy, oh Cindy» konnte sie sich 10 Wochen auf Platz 1 halten. Den Erfolgskampf unter Plattenfirmen entschied in diesem Fall Polydor mit 1:0 gegen Electrola.
Die Sehnsucht der wartenden Frauen
«Cindy, oh Cindy» ist ein typischer 50er-Jahre-Schlager. Den deutschen Text schrieb Kurt Feltz. Das Thema ist ein Stück Gesellschafts-Geschichte: Eine Frau wartet zu Hause auf ihren Mann, der auf einem Schiff die Welt bereist. Mit der grossen Sehnsucht nach dem Liebsten und dem unstillbaren Fernweh konnte man zu jener Zeit immer punkten.
30 Jahre nach ihrem Hitparaden-Erfolg mit «Cindy, oh Cindy» meinte Margot Eskens in einem Interview: «Die Muttis haben damals meine Platte gekauft. Frauen, die zu Hause rumgesessen haben. Sie haben auf ihren Mann gewartet, bis er von der Arbeit zurückgekommen ist, nach Hause, wo Mutti, tagsüber nicht nur den Haushalt besorgt, sondern auch geträumt hat, sie sei Cindy, die nicht weinen dürfe.»
Margot Eskens ist heute 83 Jahre alt. 2011 zog sich die deutsche Sängerin aus dem Showgeschäft zurück. Heute lebt sie am Wörthersee.
Ein Evergreen mit überholtem Inhalt
Vom deutschen Schlager «Cindy, oh Cindy» gibt es inzwischen über 25 verschiedene Versionen. Für Schlagerexperte Roger De Win ist dieser Hit ein schönes Zeitdokument aus der goldenen Schlager-Ära. Er meint allerdings: «Aus heutiger Sicht ist ‹Cindy, oh Cindy› inhaltlich, gesellschaftlich und musikalisch allerdings komplett überholt».