2017 erschallte erstmals der Refrain « Holunderblüetesirup » durch die Schweizer Raplandschaft, und verwirrte ein oder anderen Hörer. Meint der das ernst, dieser schlüpf-frische Bieler «LANDRO»? Eins war klar: die Hook war derart catchy, dass selbst eingefleischte Hater unterbewusst mitsummten, wenn der Track im Radio lief.
LANDRO ist kein Szenen-Guru, hängt tendenziell weniger an den Hip Hop Jams des Landes herum, macht die Hood nicht mit einer 70-kopf-grossen Squad unsicher. Auf «Nostalgia» lernen wir einen netten anständigen 96er Jahrgang kennen. Seine Musik, die er zu 100 Prozent selber produziert, klingt, als würde er lieber eigenständig zuhause an Songs tüfteln, als grossartig dem klassischen Turn-Up zu frönen.
Auf seinem Debütalbum erzählt er uns von seinem Erwachsenwerden. In der Jugend beschäftigt man sich zum ersten Mal mit grundlegenden Fragen des Lebens. Diese ewig wiederkehrenden Fragen nach Identität und Zielen thematisiert er auf den 11 Songs des Albums. «Nostalgia» ist thematisch einfach gestrickt, bleibt aber musikalisch abwechslungsreich im Verschmelzen von Rap und Pop. Eigens eingespielte, Synthie-lastige, eingängige Melodien erinnern vom Vibe her an Cro, als dieser mit «Easy» ins Geschäft einstieg. Reimschemen und Flows wirken gut durchdacht.
Einziger Wehmutstropfen: Dem Album fehlen Ecken und Kanten. Ein Rebell, der ab und an auch mal auf alles scheisst, suchen wir auf «Nostalgia» vergebens. Wenn ich die Eltern der Freundin wäre, würde ich ohne zu zögern «Ja» zu einer Hochzeit sagen.
LANDRO macht auf «Nostalgia» einen Schritt von Talent zum Musiker und schreibt sich damit in die Liste von ernst zu nehmenden Rapbetreibern. Auch wenn der Edge manchmal fehlt.