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Bounce Rap aus Basel steckt im Dilemma

Einerseits produziert die Stadt qualitativ hochstehende Rap-Mukke, andererseits wird dem Output aus der Stadt am Rhein vergleichsweise wenig schweizweite Relevanz beigemessen. Wir wagen die Ferndiagnose und fragen uns, wieso.

In Basel lebt die Hip-Hop-Szene. Dafür gibt es viele Beweise: 1 City 1 Song aus dem Jahr 2012 mit 147 Rapper und Rapperinnen. Die legendäre «Graffiti Hall Of Fame» in der Bahnhofseinfahrt. Die gut gefüllte Basler-Stunde am Cypher. Rapper aus Basel K.W.A.T., S-Hot oder auch Sherry Ou wie versuchen in den letzten Jahren Welle zu machen, und und und.

Qualitätsgrad: stabil

Die Basler wissen, wie Musik zu machen ist. Von A bis Z. So zum Beispiel das aktuelle Solo-Debütalbum von Rapper Krime: Stabile Reimtechnik, geile Produktionen, dope Beats, Attitude on fleek und 19 solide Tracks – «echter Rap» mit grossem Kopfnickpotenzial. Und trotzdem wirft keiner von ihnen gleichermassen Wellen in der CH-Raplandschaft, wie beispielsweise Ali, Mimiks, S.O.S., Superwak, Physical Shock oder Manillio. Woran könnte es liegen?

Was in Basel passiert bleibt in Basel

These 1

Vielleicht ist die Hip-Hop-Schweiz zu klein, beziehungsweise hat zu wenige Hörer, die harten Strassen-Rap feiern können?

In Deutschland mag asozialer Strassen-Rap, wie ihn die 187 Strassenbande zelebriert, funktionieren, die Schweiz mit ihren etwa fünf Millionen Schweizerdeutschsprechenden bringt aber klar zu wenig Publikum für solche Musik.

Der Rap-Connaisseur Ugur Gültekin hat den Rap aus Basel treffend beschrieben: Wäre Mundartrap eine grosse Familie, wäre Basel der älteste Onkel, der am Familienfest gerne mal über die Stränge schlägt und einen über den Durst trinkt, gleichzeitig aber loyal und ehrlich ist… vor dem aber vielleicht zu viele Familienmitglieder einscheissen? Vielleicht müsste Basel seinen Ruf als rüpelhafter böser Onkel in der Schweizer Hip-Hop-Grossfamilie loswerden und sich selber einen neuen Anstrich verpassen?

These 2

Dass solcher Strassen-Rap, wie ihn beispielsweise die KWAT-Jungs (Köpf-wo-anders-ticke) abfeuern, funktionieren kann, müsste er sich öffnen. Oft wird nur vom alltäglichen Hustle der Crew gerappt. Para machen hier, Jackie im Glas da und das immer mit den gleichen Jungs. Es wäre ja nicht so, dass es keine anderen in der Schweiz gäbe, die den gleichen Film fahren würden und mit denen man am gleichen Strick ziehen könnte. Vielleicht ist es zu unternehmerisch gedacht, aber vielleicht müssten auch hier Synergien genutzt werden?

These 2.5

Um schweizweit Erfolg zu haben, müsste sich Hip-Hop in Basel wohl komplett neu erfinden und auf alte Konventionen scheissen. In etwa so, wie Sherry Ou das tut. Dass es eine plötzliche Kehrtwende gibt und auf einmal die ganze Schweiz anfängt, Boombap der alten und unveränderten Schule, korrekt gespittete Platten zu appreciaten und in der Release-Woche in die Top Ten zu kaufen, ist einfach nicht vorstellbar.

These 3

Der Exil-Baselländler Shape ist der Meinung, dass der Dialekt eine Barriere ist, die Ablehnung aufbauen kann. Wenn Stadt-Basler mit ihrem breitem Bebbi-Deutsch an den Start kommen, könne dies als arrogant wahrgenommen werden und somit feinsäuberlichst übergangen werden. Das hätte er so zurückgemeldet bekommen. Für unseren Teil glauben wir wenig daran, denn it’s fucking 2017. Dialekt doesn’t matter, oder?

Unter dem Strich

Schon jetzt ist es absehbar, dass das Solo-Debütalbum von Krime wahrscheinlich nicht in die ganze Schweiz Wellen reissen wird. Mehrere Male durchgehört, lässt sich sagen, dass dieses Album sehr gefällt. Das Produkt wird Augenbrauen hebend und beeindruckt nickend durchgewinkt!

Für uns stellt sich eine Frage: Was wird in Basel passieren in der nächsten Zeit? Drücken die Neuanfänger und Missachter der alten Regeln durch? Oder wird Basel auch in absehbarer Zukunft eine militante und dadurch recht autarke Trueschoolstadt bleiben? Wir bleiben gespannt.

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