Clarissa erlebt bis zu ihrem 12. Lebensjahr eine ganz normale Kindheit - bis sich ihre Eltern trennen. Plötzlich beginnt sie zu schlafwandeln. Die psychische Belastung erreicht schliesslich auch ihren Wachzustand, Clarissa erleidet Panikattacken und wird immer ängstlicher.
Das Schlimmste war, auf dem Perron auf den Zug zu warten. Ich hatte Angst, dass ich vor den Zug springen könnte, weil ich meinem Körper nicht vertraute.
Selbstverletzung aus Neugier
Die plötzliche Trennung der Eltern ist sehr abstrakt für Clarissa. In der Schule zeigt ihr eine Freundin, wie man sich ritzt. Clarissa tut es ihr gleich, erst aus Neugierde, schliesslich wenn sie sich schlecht fühlt. Ihre Eltern bemerken es erst drei Jahre später.
Ich tat es, um mich zu spüren. Jeden Abend.
Rebellion und Drogen
Clarissa lenkt sich aus ihrer selbstmitleidigen Phase mit ihren älteren Freunden ab. Durch diese gelangt die 13-Jährige auch in Kontakt mit Alkohol und Drogen wie Marihuana und Kokain.
Nicht nur mit Suchtmitteln, sondern auch innerhalb der Familie erlebt Clarissa Extremsituationen: Sie rebelliert gegen ihre sehr christliche Familie, indem sie sich schwarz kleidet und mit umgekehrten Kreuzen provoziert. «Ich habe mich extrem respektlos verhalten.» Ihre Provokationen enden in heftigen Streitigkeiten mit ihrer Mutter.
Ich entwickelte einen grossen Selbsthass.
Planung der eigenen Beerdigung
Clarissa fällt es schwer, sich in der Schule zu konzentrieren. Als ihre ältere Freundin die Schule abschliesst, ist sie plötzlich alleine und wird wegen ihrer schwarzen Kleidung gemobbt. Clarissa isoliert sich immer mehr und schliesst sich in den Pausen im WC ein. Das Mobbing durch ihre Mitschüler begleitet sie auch auf dem Heimweg:
Er sagte: Erschiess dich doch, es vermisst dich sowiso keiner.
Clarissa malt sich aus, wie ihre Beerdigung aussieht: «Ich hatte so einen Hass auf die Anderen und wollte jedem die Schuld geben, dass ich mich so fühlte.»
Suizidversuch
Clarissa verbringt ein schönes Wochenende im Haus einer Freundin, gemeinsam mit ihrer Clique. Als sich das Wochenende zu Ende neigt, überkommt sie ein Gefühl der Ruhe. «Ich wusste, jetzt konnte ich gehen. Ich fühlte mich mit mir im Reinen.» Gedankenverloren geht Clarissa ins Badezimmer und präpariert die Rasierklingen.
Gerade als sie ansetzt, und sich die Pulsadern aufschneiden will, platzt ihre Freundin ins Bad - und rettet ihr Leben.
Unterstützung aus dem Lehrbetrieb
Im Alter von 16 Jahren zieht Clarissa von zuhause aus und beginnt eine Lehre. Dort erhält sie viel Unterstützung. Ihre Lehrmeisterin ist es auch, die sie zum Psychiater schickt. Trotz den erhaltenen Antidepressiva fühlt sich Clarissa nicht besser. Sie fragt sich:
Wieso bin ich so komisch? Wieso falle ich die ganze Zeit so auf?
Neuer Mensch dank der Diagnose ADHS
Nach einer ADHS Abklärung wird klar, Clarissa leidet an ADHS. Die erste Dosis Ritalin wirkt wie ein Wunder. Clarissa sitzt an der Bushaltestelle, als die Wirkung eintritt:
Ich war plötzlich so friedlich und hatte keine Angst. So fühlte es sich also an, ein normaler Mensch zu sein.
Die Lehre als Fachfrau Betreuung (im Behindertenbereich mit psychisch kranken Menschen) hilft ihr sehr: «Ich war ein Mensch mit geringem Selbstwertgefühl. Durch die Arbeit erlangte ich viel Mut.» Auch ihre Schulnoten verbessern sich: Durch die Medikamente kann sie sich in der Schule besser konzentrieren.
Plötzlicher Rückschlag
Nach der Lehre wechselt Clarissa den Betrieb und rutscht mit der neuen Stelle im jungen Alter von 20 Jahren in ein Burnout. «Ich war so müde, obwohl ich die ganze Zeit schlief.»
Psychopharmaka als Unterstützung
Heute studiert Clarissa und hat trotz depressiven Phasen ihren Weg gefunden. «Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen und jetzt bin ich hier.»
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