In Frankreich, dem Paradeland grosser, nobler Weine, unterscheidet man zwischen zwei Arten von Weinen: Als vins de plaisir gelten frisch-fruchtige Tropfen, die man zwar gerne öfters entkorkt, die aber nicht Gesprächsstoff für tief schürfende Weinbetrachtungen bieten. Ihnen gegenüber stellen die Franzosen die vins nobles.
Das Hauptkriterium für einen noblen Wein ist seine Haltbarkeit. Mindestens zehn Jahre müssen es schon sein, damit ein Wein das Prädikat «nobel» für sich beanspruchen darf. Damit ist nicht gemeint, dass ein Wein bloss zehn Jahre überdauern kann, sondern dass er in dieser Zeit in Würde zu reifen vermag. Mit anderen Worten: Ein nobler Wein muss sich positiv verändern und neue Facetten zeigen können, muss besser, harmonischer und tiefgründiger werden.
Zudem sollte ein nobler Weine jene Charaktermerkmale besitzen, die ihn zu etwas Besonderem machen. Er widerspiegelt nicht nur die Bemühungen und das Können der Menschen, die ihn erzeugt haben. Er erzählt auch vom Gebiet, aus dem er stammt, der Landschaft, den Lagen, den Böden, dem Klima, den Weinbautraditionen und den kultivierten Traubensorten.