Die Sage von «Kullervo» hat das Potential zum Krimi: Es geht Mord und Selbstmord, um Liebe und Inzest, und um zwei verfeindete Grossfamilien. Die Sage stammt aus dem finnischen Nationalepos «Kalevala»; und Jean Sibelius Vertonung dieser Geschichte hat ihm anfangs viel Lob eingebracht – bis die Meinung der Kritiker in Hohn umschwang und Sibelius die Aufführung zu seinen Lebzeiten untersagte.
Heute wird das 80-minütige, hochromantische Werk, das zwischen Sinfonie und sinfonischer Dichtung schwangt, immer beliebter. Paavo Järvi hat es mit dem Tonhalle Orchester Zürich bei seinem Antrittskonzert 2019 aufgeführt, und es sind zahlreiche CD-Aufnahmen auf dem Markt. Fünf von ihnen vergleicht Jenny Berg gemeinsam mit der Geigerin Leila Schayegh und dem Musikjournalisten Christian Wildhagen.