Kampf ums Kind
- Mittwoch, 31. Juli 2013, 20:55 Uhr
Im Juni 2005 schmuggelt Isabelle Neulinger aus Lausanne ihren zweijährigen Buben aus Israel hinaus. Die Mutter rechtfertigt die Entführung damit, dass sie den Sohn dem Einfluss ihres ultra-orthodoxen israelischen Ehemannes entziehen wollte. Der Film rollt den Fall nochmals auf.
Ein Film von Jacqueline Schwerzmann
Ein Kriminalfall, bei dem es nicht um Mord und Totschlag geht, aber um scheinbar private Ehestreitigkeiten, die für die Betroffenen mit Gefängnisstrafen enden können. Taten, die das Leben der betroffenen Kinder auf Jahre hinaus prägen.
Shai Shuruk, der Vater des 2005 entführten Noam, lebt heute noch in Tel Aviv. Er war einst einer der begehrtesten Junggesellen in den Bars von Tel Aviv. Dann wurde er über Nacht zum gläubigen Juden, der von seiner Familie eine ultra-orthodoxes Leben verlangte. Unvereinbar mit den Lebensvorstellungen seiner berufstätigen Schweizer Frau.
Vom modernen Lebemann zum religiösen Fanatiker
Isabelle Neulinger hat vor kurzem ein Buch darüber geschrieben, wie ihr Ex-Mann unter dem Einfluss eines charismatischen Rabbiners der jüdischen Gruppierung «Chabad» vom modernen Lebemann zum religiösen Fanatiker wurde. Im Film kommt jetzt erstmals der Vater des entführten Sohnes zu Wort. Ein humorvoller sensibler Mann, der seinen Sohn seit der Entführung nie mehr gesehen hat. Wie extrem war der Ehemann wirklich, als sich seine Frau zur Flucht entschloss?
Kindesentführungen nehmen wegen der vielen binationalen Ehen weltweit zu . Die Anträge auf Kindes-Rückführungen an die Schweiz, für die das Bundesamt für Justiz zuständig ist, verdoppelten sich in den letzten zehn Jahren. Oft entladen sich kulturell bedingte Paar-Konflikte im Kampf ums Kind. Die sogenannte «Haager Konvention», der über 80 Länder angehören, bestimmt, dass Kinder umgehend an den Ort zurückgebracht werden müssen, von wo sie entführt wurden. Dies weil die Rückkehr in ein vertrautes Umfeld mehrheitlich zum Wohl des Kindes ist, das geschützt werden muss. Mit Hilfe von Interpol werden die vorwiegend weiblichen Täterinnen gesucht, und oft auch aufgespürt. Doch nicht selten dauern die anschliessenden Gerichtsstreitigkeiten Jahre.
Sohn darf in der Schweiz bleiben
Isabelle Neulinger erreichte 2010 vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg ein historisches Urteil. Das Gericht bezeichnete die Entführung des Sohnes zwar als illegal. Es entschied jedoch, dass die Mutter den Sohn bei sich behalten konnte, weil sich der Sohn in der Schweiz eingelebt hatte, und bei einer Rückkehr nach Israel traumatisiert würde.
8 Kommentare
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religiösen Fanatiker??? who judges? did he kill? torture? psychologically abuse? is the son not to be returned because the mother is unhappy? odd.
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Sie hat absolut richtig gehandelt, er hat um 180 Grad gedreht, inzwischen hat er schon die 3. Ehefrau. Bemüht hat er sich auch nicht gross seinen Sohn zu sehen, nur herausgefunden was ihm unrecht geschehen.
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Sereina Müller, Zürich
Sonntag, 15.09.2013, 12:41Religion wird immer dann zum Problem, wenn sie auf extreme Weise gelebt wird. In diesem Fall wurde ihr vorgeschrieben, wie sie sich anzuziehen und zu verhalten hat und sie wurde unter Druck gesetzt, sich anzupassen. Religion sollte immer freiwillig sein. Ich hätte auch nicht zusehen wollen, wie mein Sohn in einem religiös fanatischen Umfeld aufwächst, in dem er nie die Wahl hat, auch einmal daraus auszubrechen.