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Demonstration gegen das Familiennachzugsverbot
Rotpunktverlag
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Die verbotenen Kinder der Saisonniers

Sie durften nicht zur Schule, bei Krankheit nicht zum Arzt, und wenn es an der Türe klingelte, verschwanden sie im Schrank: Es ist das tragische Schicksal jener Saisonniers-Kinder, die wegen dem Familiennachzugsverbot von den 50er bis in die 90er Jahre zu Tausenden illegal in der Schweiz lebten.

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1934 wurde in der Schweiz das Saisonnier-Statut eingeführt. Die Schweiz hatte sich damals für eine Migrationspolitik entschieden, die nicht auf dem Prinzip der Integration, sondern auf dem der Rotation beruhte: Ausländer und Ausländerinnen wurden je nach wirtschaftlichem Bedarf ins Land geholt. Zuerst betraf dies die italienischen Gastarbeiter, später auch Familien aus Spanien, Portugal, Ex-Jugoslawien oder der Türkei.

Die Saisonniers standen vor der Entscheidung: Die Kinder entweder «am Telefon aufwachsen hören», weil sie sie bei Verwandten im Heimatland zurückliessen, oder aber sie mitnehmen, was bedeutete, sie vor den Behörden verstecken zu müssen.

In den 70er Jahren sprach man von ungefähr 15'000 illegal in der Schweiz lebenden Saisonnier-Kindern. Das sind allerdings grobe Schätzungen, weil sie sich illegal in der Schweiz aufhielten und statistisch gar nicht erfasst waren.

Im Doppelpunkt kommen Betroffene und Experten zu Wort: Wie fühlt sich das an als Kind, die meiste Zeit eingeschlossen und ohne Kontakt zu anderen Kindern? Was macht eine solche Situation mit einer Familie? Und was wurde aus diesen Kindern?

Was sich in den Geschichten dieser Kinder und ihren Eltern offenbarte, war ein humanitärer Skandal, der sich tagtäglich, nebenan, mitten unter uns ereignet hatte und im Umfeld der heutigen Pflegerinnen aus dem Osten oder der Sans Papiers noch immer stattfindet.

Mit der jüngsten Volksabstimmung «Gegen die Masseneinwanderung» im Februar 2014 und der Forderung nach der Wiedereinführung von Saisonnier-Statut und Familiennachzugs-Verbot ist die Problematik zusätzlich wieder in der politischen Diskussion. Die Betroffenen befürchten nun, dass ihre Vergangenheit zurückkehren könnte.

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