Treffen sich zwei Beamte im Stadthaus auf dem Korridor. Sagt der eine: «Du, ich weiss gar nicht, was die Leute gegen uns haben – wir machen doch gar nichts!»
Auch wenn Sie gerade vielleicht nicht lachend vom Stuhl gefallen sind: Dass das ein Witz war, haben Sie sicher erkannt. Aber können Sie auch erklären, warum es sich bei dieser kleinen Geschichte um einen Witz handelt?
Jennifer Hofmann kann das. Am Institut für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik der Universität Zürich hat sich die Humorforscherin eingehend mit Witzen beschäftigt: «Die Forschung hat gezeigt, dass zwei grundlegende Strukturen in Witzen gefunden werden können: Inkongruenz-Lösungswitze und Nonsens-Witze.»
Wie solche Gags funktionieren, erklärt die Wissenschaftlerin anhand von vier Witzen, der Reihe nach erzählt vom Komiker Beat Schlatter:
1. Der Inkongruenz-Lösungswitz
Jennifer Hofmann: «Dies ist ein Beispiel für einen Inkongruenz-Lösungswitz. Hier wird ein Witz nach dem Aufbauen einer Erwartung mit der Lösung in der lustigen Pointe vollkommen erklärbar.
Genauer: Im ersten Teil wird eine Erwartung aufgebaut. Wir aktivieren unsere Vorstellungen zum Thema »Schwangerschaftstest«. Zur Antwort der Blondine: Es macht auf den ersten Blick keinen Sinn, danach zu fragen, ob die Fragen schwer waren. Dann kommt aber der ‹Aha-Moment› – wir verstehen, welches Verständnis die Blondine vom Wort ‹Test› hat und somit macht die Aussage trotzdem Sinn. So löst sich die Inkongruenz in der Pointe und wir sind vielleicht erheitert.
Alles verstanden? Dass solche Analysen nicht gerade amüsieren, ist auch der Expertin klar. «Es ist anzunehmen, dass einige Leser nun leicht den Kopf schütteln», sagt Hofmann, «zu Recht: Wenn Witze erklärt werden, sind sie nicht mehr lustig.»
Auch der folgende Witz nimmt eine überraschende Wende, funktioniert also nach dem erläuterten Prinzip:
2. Der Nonsens-Witz
Jennifer Hofmann: «Bei der zweiten Art von Witzen kann die Inkongruenz nicht vollständig oder gar nicht gelöst werden. Die eigentliche Pointe fehlt vielleicht oder macht keinen Sinn. Doch auch das überrascht und ist dadurch lustig. Witze dieser Art werden Nonsens-Witze genannt.»
Mussten Sie darüber lachen? Wer welche Art von Witzen besonders lustig findet, hat Jennifer Hofmann auch erforscht. So würden zum Beispiel vor allem jene Menschen Nonsens-Witze bevorzugen, die sich für abstrakte Kunst und Jazzmusik interessieren. Auch politisch liberalen Menschen gefalle vor allem ein solcher Humor, während konservativere Charaktere eher über Pointen lachen würden.
3. Der tendenziöse Witz
Natürlich kann die Vielfalt aller Witze nicht allein in zwei Kategorien erfasst werden: Tatsächlich ordnen Fachleute wie Jennifer Hofmann Witze auch nach inhaltlichen Kategorien. Ein Beispiel: der tendenziöse Witz. Diese Art von Witz ist oft ein wenig derbe. Er kann, so die Forscherin, entweder mit einer Inkongruenz-Lösung oder mit Nonsens-Strukturen gekoppelt sein. Den ersten Fall finden Sie im vierten Beispiel mit Beat Schlatter.
Mehr Witze mit Beat Schlatter
Natürlich ist die Witzforschung mit diesen Beispielen nicht erschöpfend behandelt. Wem das Lachen bis hierher nicht vergangen ist, der findet in unserer Videogalerie unten weitere Witze.