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Fünfmalklug Haben Schrumpelfinger auch ihr Gutes?

Ein heisses Schaumbad, wohltuend und gemütlich. Doch wenn man aus der Wanne steigt, sind die Finger schrumplig wie ein alter Apfel. Das hat Vorteile, behauptete ein britisches Forscherteam vor einem Jahr. Deutsche Kollegen widersprechen.

Einig – jedenfalls mehr oder weniger – ist sich die Wissenschaft über die Entstehung von Schrumpelfingern: Im warmen Wasser verengen sich die feinen Blutgefässe in den Fingern und dabei zieht sich die Haut nach innen. Seit einigen Jahren versuchen diverse Forscherteams, Vor- und Nachteile dieses Effekts zu ergründen.

Bereits 2011 stellten der Amerikaner Mark Changizi und sein Team die Hypothese auf, dass die faltige Haut eine ähnliche Funktion erfüllt wie die des Profils eines Autopneus, das auf nasser Fahrbahn für besseren Haftung sorgt. Das «Profil» nasser Finger sorge dafür, das Wasser besser abfliessen könne, so Changizi.

Vorteil? Nachteil? Oder das Gegenteil?

Kyriacos Kareklas und seine Kollegen von der Newcastle Universität glaubten vor einem Jahr den wissenschaftlichen Beleg für Changizis Hypothese gefunden zu haben. In seiner Studie zeigte er, dass Schrumpelfinger das Greifen und Transportieren feuchter Gegenstände erleichtern. Bei trockenen Gegenständen hätte die schrumpelige Haut jedoch weder einen Vor- noch Nachteil.

Jetzt liessen Julia Haseleu und Damir Omerbasic vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin 40 Probanden mit aufgeweichten und trockenen Händen nasse wie trockene Gegenstände greifen und in eine kleine Öffnung bugsieren – von der Glasmurmel bis zum Messinggewicht. Sie wiederholten damit exakt den Versuchsaufbau der Neurowissenschaftler aus Newcastle. Ergebnis: Schrumpelfinger haben keinen Vorteil beim Greifen nasser Gegenstände. Aber auch keine Nachteile ...

Ein grosses Rätsel des Lebens bleibt also weiter ungelöst und umstritten. Höchste Zeit, dass sich weitere Experten weltweit mit dieser enorm wichtigen Frage auseinandersetzen. Fünfmalklug bleibt dran!

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