
Brückenbauer:innen, Mutmacher:innen, Vordenker:innen, Überflieger:innen und Grenzgänger:innen. In diesen fünf Kategorien vergibt die Redaktion von «Gesichter & Geschichten» am 25. Juni 2022 die «G&G Awards». Ausgezeichnet werden die besten Gesichter und Geschichten aus dem Jahr 2021.
Marco Grob: Der Oltner Fotograf lockt mit seinem Namen und seinem Talent nicht nur Staatsoberhäupter und Hollywoodstars vor seine Linse, sondern auch Koryphäen seines Fachs aus aller Welt in die Kleinstadt an der Aare: Der 57-Jährige, der in New York lebt und arbeitet, ist Initiant des International Photo Festival Olten. Alle zwei Jahre trifft sich hier die internationale Elite der Fotografie, um dem Publikum einmalige Einblicke in ihr Schaffen zu gewähren. Und um sich selbst von den neuen Welten ihrer Kolleg:innen inspirieren zu lassen.
Stefanie Heinzmann: Die Walliser Sängerin engagiert sich im Kampf gegen Mobbing. Im Rahmen der europaweiten Kampagne #SayHi und gemeinsam mit SRF Kids studiert die 33-Jährige zusammen mit Schweizer Schülerinnen und Schülern den internationalen Anti-Mobbing-Song «Dynamit» auf Wallisertitsch ein, um auf das brisante Thema aufmerksam zu machen. Und brennt mit Leib und Seele für das Motto des Projekts: Gemeinsam statt einsam. Miteinander statt gegeneinander. Gegen Ausgrenzung und für die Freundschaft.
Priscilla Schwendimann: Die reformierte Pfarrerin setzt sich für eine weltoffene Kirche ein. Eine Kirche, die nicht nur zur jungen Generation Kontakt sucht, sondern sich vor allem auch für die LGBTQ-Community einsetzt. Dabei kennt die 29-Jährige keine Tabus: Auf ihrem YouTube-Kanal «Holy Shit» spricht die bekennende Lesbierin offen über Themen wie Homosexualität und Selbstbefriedigung. Ihr Anliegen: eine Brücke schlagen zu all jenen Menschen, die sich von der Kirche nicht verstanden oder ausgeschlossen fühlen.
Bane: 14 Jahre lang ist der Streetart-Künstler drogenabhängig. Wird wegen seiner Sucht sogar kriminell und landet im Gefängnis. Heute ist Fabian Florin, wie der 39-jährige Bündner mit bürgerlichem Namen heisst, nicht nur frei und clean, sondern auch einer der erfolgreichsten Schweizer Graffitikünstler. Gerettet hat ihn der Glaube an seinen Traum, sein Leben der Kunst zu widmen. «Ich komme von unter der Brücke, habe in Tiefgaragen geschlafen. Und jetzt bin ich Besitzer eines schönen Ateliers und kann mich verwirklichen. Ich habe den Sechser im Lotto schon zehnmal gewonnen.»
Anneli Cattelan: Als ihr Sohn Mattia vor 17 Jahren die Diagnose Duchenne bekommt, bricht für die gebürtige Bayerin (54) eine Welt zusammen. Die Lebenserwartung bei der seltenen Muskelerkrankung ist gering. Doch Anneli Cattelan kämpft – und erkennt in der Krankheit ihres Sohnes auch eine Chance, sich weiterzuentwickeln. Jeder Tag wird für sie zu einem Geschenk. Neben ihrem liebevollen Engagement für Mattia erfüllt sie sich einen lang gehegten Traum und eröffnet ein Nähatelier, in dem Kleider für Menschen im Rollstuhl gefertigt werden.
Heinz Frei: Der geborene Solothurner ist gerade einmal 20 Jahre alt, als er nach einem Unfall querschnittsgelähmt wird. Auf Schock, Wut und Trauer folgt ein immenser Tatendrang. Die Last des Rollstuhls wird zur Lust am Rollstuhl-Sport. Sechs Jahre später räumt der Solothurner bei seinen ersten Paralympischen Spielen gleich fünf Medaillen ab. Ein Erfolg reiht sich an den nächsten. Nach einem enttäuschenden Wettkampf 2016 in Rio will er es 2021 noch einmal wissen – und holt mit 63 Jahren an den Paralympics in Tokyo Silber.
Helen Keller: 2011 wird die Zürcher Jus-Professorin zur obersten Schweizer Hüterin der Menschenrechte gewählt: Neun Jahre lang amtet sie als Richterin am Europäischen Gerichtshof in Strassburg. Eine der höchsten Positionen, die eine Rechtsgelehrte überhaupt bekleiden kann. Und eine mit einer ausserordentlichen Verantwortung: den Menschen, aber auch der Schweiz gegenüber. Heute ist Helen Keller (58) neben ihrer Lehrtätigkeit an der Universität Zürich Richterin am Verfassungsgericht von Bosnien-Herzegowina. Noch immer lastet eine grosse Verantwortung auf ihr, und doch hat sie mehr Zeit. Zeit für ihre Familie – und für ihre geliebte Musik.
Ulrike Pfreundt: Die Meeresbiologin hat mit ihrem ETH Spin off rrreefs eine Mission: die marinen Ökosysteme wiederherstellen. Dafür startete die 37-Jährige mit ihrem Team ein Pilotprojekt: Mithilfe eines 3D-Druckers entwickelten sie Bausteine für ein künstliches Korallenriff und die Erhöhung der Artenvielfalt. Im September 2021 werden diese in der Karibik versenkt und nach dem Lego-Prinzip miteinander verbunden. Das Ziel: die Ansiedlung von Korallen. Der Kampf gegen das Riffsterben – eine Herzensangelegenheit für die gebürtige Deutsche. «Wir fangen klein an, aber wir denken gross.» Gross und zukunftsgerichtet.
Frank und Patrik Riklin: Sie sorgen mit ihrer Konzeptkunst immer wieder für Aufsehen: die Zwillinge Frank und Patrik Riklin (48). Ihr jüngster Coup: die Fondation Riklin, ein «Museum» für Alltagsgegenstände, das im Betonfundament des neuen Regensdorfer Stadtquartiers Zwhatt verschwindet. Die gespendeten Bügelbretter, Stühle und Schaukelpferde «verzwhattet» das Brüderpaar vor der Versenkung, fügt sie also zu neuen Objekten zusammen – ein Sinnbild für die Befreiung aus festgefahrenen Mustern. Mit ihren visionären Ideen regen die St. Galler Klein und Gross zum Denken an.
Julian Koechlin: Der Basler Schauspieler avanciert mit seiner Rolle in «Neumatt» zum Serienstar. Nach seinen Auftritten in «Wilder» und «Der Bestatter» zählt der 29-Jährige inzwischen zur Spitze des Schweizer Films. Aber auch auf der Theaterbühne ist er daheim: In Aachen, wo er seit vier Jahren lebt, steht er zuletzt als Jonathan in Astrid Lindgrens «Die Brüder Löwenherz» im Rampenlicht. Seinen Erfolg verdankt er nicht zuletzt seiner Wandelbarkeit, die ihm seinem Traum zusehends näherbringt: einer Hauptrolle in einem grossen Kinofilm.
Joya Marleen: Openair Gampel, Energy Air, SRF 3 Best Talent: 2021 ist das Jahr für die St. Gallerin Joya Marleen. Mit ihrem Song «Nightmare», der im Radio rauf- und runtergespielt wird, schafft es die 19-Jährige sogar in eine italienische Netflix-Serie. Und das ist erst der Anfang: Im Mai dieses Jahres ist sie gleich dreimal für einen Swiss Music Award nominiert. Eingängige und raffinierte Songs, Bodenständigkeit und eine starke Bühnenpräsenz: Joya Marleen hat alles, was eine erfolgreiche Künstlerin braucht.
Christine Brand: Sie hat sich zur erfolgreichsten Krimiautorin der Schweiz gemausert: die Emmentalerin Christine Brand. Als ehemalige Journalistin weiss die 49-Jährige, wie sie ihre Leser sprachlich in ihren Bann zieht. Ob wahre oder erfundene Verbrechen: Ihre Romane landen regelmässig auf den Bestsellerlisten. Seit 2016 zieht sie als schreibende Nomadin durch die Welt, den grössten Teil der Zeit lebt sie auf Sansibar. Eine Weltenbummlerin, die im Kopf alles andere als bummelt – sondern ihre Gedanken glasklar und scharfsinnig in Worte fasst.
Engelskleider: Manuela Achermann (44), Monica Wyss (41) und Ursina Troxler (42) sind nicht nur Freundinnen, sondern teilen auch dasselbe Schicksal: Sie alle haben ein Baby verloren. Um Leidensgenossinnen bei der Bewältigung ihrer Trauer zu helfen, nähen sie seit 2017 ehrenamtlich Engelskleider: Abschiedsbekleidung für sogenannte Engelskinder, die tot zur Welt kommen oder nur wenige Stunden leben durften – allesamt aus Fest- oder Brautkleidern geschneidert. Auch wenn ihnen die Arbeit oft nahegeht: Es überwiegt die Freude. «Wir schenken Kleider der Liebe für Kinder der Liebe.»
Bastian Baker: Der Romand tauscht die Musikbühne mit der Zirkusmanege – und seine geliebte Lederjacke mit der Zirkusuniform. Der 31-Jährige ist der erste Musiker in der über 100-jährigen Geschichte des Circus Knie, der als Hauptact auftreten darf. Und siehe da: Er bezaubert das Publikum nicht nur mit musikalischen, sondern auch mit artistischen Höhenflügen: in der Luft und zu Pferde. Und als hätte er nicht genug Zirkusluft geschnuppert, wird er 2022 zum Wiederholungstäter. Ein Sänger, der keine Grenzen kennt und bereitwillig Neuland betritt: Chapeau.
Gerry Hofstetter: Lichtkünstler Gerry Hofstetter denkt gross: Seit 20 Jahren projiziert er Bilder auf Berge und Monumente. Arktis und Antarktis üben dabei eine besondere Faszination auf ihn aus. Im Oktober unternimmt er eine Expedition nach Grönland, um Eisberge mit seinen Motiven zu bespielen. Sein Ziel: für den Klimawandel sensibilisieren, die Menschen zur Achtsamkeit mahnen. Der 60-Jährige kreiert immer wieder neue magische Momente. Seine jüngste Vision: eine Projektion von Michelangelos Fresko «Die Erschaffung Adams» auf den Mond – als Symbol des Neuanfangs.
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