
«Ich finde nach wie vor, dass SRF zu viel über Corona berichtet – es gibt auch noch andere Themen auf der Welt.» Nun gut. Begeisterung tönt anders. Doch auch dieses Statement eines Zuschauers ist mir wichtig. Es ist Teil von «Hallo SRF!» und erreichte mich nach einem Sendungsbesuch.
Natürlich gab es bei uns, als wir 2015 mit unserem Dialogprogramm «Hallo SRF!» starteten, gewisse Bedenken. Kommt da nicht zu viel Negatives? Inzwischen, nach vielen Kontakten mit Zuschauerinnen und Hörern bei «Hallo SRF!», ist meine überzeugte Antwort darauf: nein. Wer wirklich den Austausch sucht, findet gerade in dezidierter Kritik ergiebigen Gesprächsstoff. Und darüber hinaus auch diverse Anregungen.
Vielleicht braucht es da und dort aber tatsächlich ein Umdenken. Denn es geht hier nicht um das, was oft abwertend mit «PR» bezeichnet wird und eigentlich «Schönfärberei» meint. Vielmehr geht es ganz wörtlich um Public Relations, um Beziehungen zur Öffentlichkeit, bei uns insbesondere um den Austausch mit dem Publikum. Stets aufs Neue, auf immer andere Art und Weise. Nur so erfahren wir, welche Erwartungen, Fragen, Ideen und Kritik die Menschen haben, für die wir Programm machen.

Vernetzung, Offenheit, Partizipation – dies entspricht meines Erachtens einem generellen Bedürfnis in unserer Informationsgesellschaft. Unternehmen sind heute keine geschlossenen Systeme mehr, sie sind vernetzt und durchlässig. Gerade auch in der Medienbranche verschmilzt die Welt des Angebots mit jener der Nutzung: Leserinnen und Leser werden zu Leserreportern oder zu Verlegerinnen, Zuschauer und Hörerinnen diskutieren nicht nur bei SRF mit.
Mitmachen, mitwirken, mitreden
Die Digitalisierung hat in allen Branchen solche Beteiligungsformen begünstigt und auf mehreren Ebenen den Zugang erleichtert. Zugleich hat sie unter Kundinnen und Kunden auch die gegenseitige Vernetzung sowie deren Position gestärkt. Aus den neuen Kommunikationsmöglichkeiten hat sich eine neue Anspruchsmacht entwickelt. Unternehmen sehen sich heute nicht mehr allein mit den Ansprüchen «herkömmlicher» Stakeholder-Gruppen wie Politik, Medien oder NGOs konfrontiert, sondern auch mit neuen, ganz direkt geäusserten Ansprüchen ihrer Kundschaft.
Dabei ist ein Anspruch zentral, insbesondere im Fall eines öffentlich finanzierten Medienhauses: Bürger, Kundinnen – oder eben: Gebührenzahlende – wollen genauer Bescheid wissen, Entscheide nachvollziehen und verstehen, wie Redaktionen arbeiten. Sie wollen mitmachen, mitwirken und mitreden. In diesem Kontext entwickelt sich «Hallo SRF!» seit 2015.

Verständnis schaffen
Im Rahmen des Dialogprogramms «Hallo SRF!» wollen wir unseren Nutzerinnen und Nutzern nicht nur zuhören, sondern auch Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen der Medienproduktion geben. Beispielsweise in der Publikumswoche 2017, in der fünfzig Publikumsmitarbeitende direkt in den Redaktionen mitwirken konnten. So erfüllte sich nicht nur Patrick Meister bei Radio SRF 1 den Wunsch, einmal im Leben «Guete Morge Schwiiz» sagen zu dürfen. Durch die Zusammenarbeit von Programmschaffenden und Publikum mitten im SRF-Arbeitsalltag wurde eine ganz neue Form des Dialogs und der Nähe ermöglicht. Eine Nähe, die wir auch abseits unserer Studios aufbauen wollten. Etwa bei Aussenproduktionen wie «SRF bi de Lüt» und «Donnschtig-Jass», oder auf Produktionsführungen am Eidgenössischen Schwing‐ und Älplerfest: Hier kamen Interessierte bei einem «Selfieccino» mit unseren Mitarbeitenden ins Gespräch und erhielten Einblicke in Backstage-Bereiche, die für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich waren.
Digital am Puls
Es ist dieser unmittelbare Austausch, an dem uns viel liegt. Deshalb suchten wir auch nach Ausbruch von Corona und den damit einhergehenden Restriktionen nach Mitteln, mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Dabei rückten neue, digitale Werkzeuge in den Fokus: So lancierten wir noch während des Lockdowns ein «Hallo SRF!»-Podcast-Experiment zur Frage, wie die Coronakrise die Arbeit bei SRF verändert hat. Das Konzept dahinter war simpel: Das Publikum stellte Fragen, Moderatorinnen und Moderatoren antworteten. Das Experiment wurde zum Erfolg. Bald darauf realisierten wir eine zweite Staffel, in der sich Schulklassen und Studierende mit SRF-Programmschaffenden wie «DOK»-Moderatorin Mona Vetsch, Wirtschaftsmoderator Reto Lipp oder Politjournalist Urs Leuthard austauschten.
Einen Schritt weiter gingen wir anlässlich der Fussball-EURO 2020. In der ersten «Hallo SRF!»-Videoserie haben Fussballinteressierte per Handyvideo Fragen zur Fussball-Europameisterschaft und zur Berichterstattung von SRF gestellt – direkt beantwortet von den Kolleginnen und Kollegen von SRF Sport. Sportlich geht es auch immer wieder in unserem regelmässig erscheinenden «Hallo SRF!»-Newsletter zu und her. Dort machten wir etwa auf das «sport@home»-Angebot während des Lockdowns aufmerksam. Oder wir erklärten in unserer September-Ausgabe, wie SRF das begrenzte Budget für Übertragungsrechte im Sport zielgerichtet einsetzt.
Auch Persönliches zählt
Nach einer durch Corona bedingten Pause waren die Türen unserer Studios im November 2021 auch wieder für unsere Publikumsführungen – 2019 begrüssten wir über 36'000 Menschen – geöffnet. So besuchten uns unter anderem zwanzig Vertreterinnen und Vertreter der Bürgergemeinde Etziken und tauschten sich im Sportstudio mit Sportkommentator Marco Felder aus.

Ich persönlich habe diesen alten und bewährten Austausch vermisst. Und ich spüre, dass auch unser Publikum diese persönlichen Begegnungen und Gespräche schätzt – auch und gerade im digitalisierten Alltag.
Denn genau solche Gespräche können manchmal Perspektiven erweitern. «Ich finde nach wie vor, dass SRF zu viel über Corona berichtet – es gibt auch noch andere Themen auf der Welt.», hiess es in der eingangs zitierten Zuschrift. Und weiter: «Aber es geht ja nicht nur um mich. SRF ist für alle da – und das machen Sie gar nicht so schlecht.»
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