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Heinz Schweizer Deshalb können wir Serien von einst digital geniessen

Am Anfang stand der 100. Geburtstag des beliebten Volksschauspielers Ruedi Walter. Nach aufwändigen Recherchen und Restaurierung des alten Filmmaterials können wir die Krimiserie «Ein Fall für Männdli» heute online geniessen.

Porträt von Heinz Schweizer, Redaktionsleiter Einkauf Fiktion, Factual und Einsatzprogramme
Legende: Heinz Schweizer, Redaktionsleiter Einkauf Fiktion, Factual und Einsatzprogramme SRF

– «Guten Tag. Wir suchen nach einem Stadtplan, der Anfang der 1970er-Jahre für die Titelsequenz einer Fernsehserie verwendet wurde.»

– «Sie meinen sicher ‹Ein Fall für Männdli› mit Ruedi Walter und Margrit Rainer», antwortet der freundliche Mitarbeiter im Stadtarchiv Zürich, ohne zu zögern.

– «Richtig! Gibt es diesen Plan noch?»

– «Ich glaube ja. Ich werde ihn suchen und für Sie scannen».

Dieses Telefongespräch fand im Sommer 2016 statt, mehr als 40 Jahre nachdem das Schweizer Fernsehen und der Bayerische Rundfunk gemeinsam die muntere Krimiserie «Ein Fall für Männdli» nach Drehbüchern von Werner Wollenberger produziert hatten.

Gedreht in hochdeutscher Sprache in Zürich und Umgebung, besetzt mit bekannten Darstellern aus der Schweiz und Deutschland, wurde die Serie in den Jahren 1973 und 1975 für beide Sender zu einem schönen Erfolg. Wer sie verpasst hatte, musste lange auf eine Wiederholung warten. Es gab noch keine Videorecorder, keine Kaufkassetten, keine Online-Nachschau und ganz sicher kein Binge Watching.

Zwischen September 2016 und März 2017 ermittelte Privatdetektiv Männdli wieder, jeden Mittwochnachmittag im Programm von SRF 1, als Geschenk zum 100. Geburtstag des Hauptdarstellers Ruedi Walter. Weil aber der Zahn der Zeit dem alten Sendematerial zugesetzt hatte, musste die Serie zuvor aufwändig restauriert werden.

Was zuerst ganz einfach aussah, entwickelte sich im Verlauf der folgenden Monate zu einem eigentlichen Krimi.

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In der Rubrik «Backstage» schreiben SRF-Mitarbeitende über Erlebnisse aus ihrem Berufsalltag. Eine Übersicht aller Kolumnen finden Sie hier. Und worüber möchten Sie eine Backstage-Geschichte lesen? Schreiben Sie uns.

Die Serie wurde auf 16-Millimeter-Negativfilm gedreht, wie es damals für Fernsehproduktionen üblich war. Im Kopierwerk wurden dann 16-Millimeter-Positivkopien für die beiden Sender hergestellt. Die Ausstrahlung erfolgte 1973 noch direkt ab Film!

Unsere Materialrecherche ergab, dass die Negative von Staffel 1 verschollen sind. Es existieren aber noch die 16-Millimeter-Sendekopien. Diese durften wir von den Kollegen beim Bayerischen Rundfunk ausleihen, wo sie in besserer Qualität archiviert waren. Für die Staffel 2 konnten wir auf die Negative zurückgreifen, die bei SRF eingelagert sind. Leider stellte sich im Verlauf der Digitalisierung heraus, dass ein chemischer Prozess zu hässlichen Beschädigungen im Bereich der Klebestellen geführt hatte. Es war daher eine grosse Herausforderung, diese Teile nach der Digitalisierung zu restaurieren.

Auch die berühmte Titelsequenz – ein Zoom auf den bereits erwähnten Stadtplan von Zürich mit einem animierten Männdli – war nur in schlechter Qualität vorhanden. Wir entschieden uns daher, diese Titel digital nachzubauen. Auch das war ein kleines Abenteuer, das sich aber gelohnt hat.

Haupttitel der Krimiserie «Ein Fall für Männdli» mit Stadtplan von Züri im Hintergrund
Legende: Haupttitel der Krimiserie «Ein Fall für Männdli» von 1973 SRF

Jetzt kann man die Helden einer kollektiven Fernsehvergangenheit wiedersehen – in neuer Frische und erstmals in HD und Widescreen. Und wer die lineare Ausstrahlung verpasst hat, kann sich alle Folgen online «reinziehen», eine nach der anderen oder – weil es so schön ist – auch am Stück, ganz wie bei Netflix & Co. Ein eigenproduzierter Fernsehklassiker, neu aufbereitet für das digitale Zeitalter. Auch das ist echter Service public, finden wir.

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