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Christine Hubacher So geht Service avec public

Der Countdown läuft. In nur vier Tagen kommt die nächste Ausgabe vom «Forum», der kontroversen Gesprächssendung auf Radio SRF1. Thema? Gäste? Stolpersteine? Und wie können Hörerinnen und Hörer mitdiskutieren? Christine Hubacher, eine der Macherinnen vom «Forum», erzählt.

Montag, 8.15 Uhr

Das Handy summt. «Grüessech, es isch für d’Konferänz». Telefonkonferenz. Wir vier Macherinnen und Macher der kontroversen Gesprächssendung «Forum» auf Radio SRF 1 sind zusammengeschaltet. Jeden Montag, seit Jahren. Könnte man uns vier (Simone Hulliger, Yvonne Hafner, Michael Sahli und mich, Christine Hubacher) aus der Vogelperspektive sehen, man hätte allerhand zu gucken. Die eine sitzt im Studio Bern, die andere im Zug Richtung Zürich, der dritte ist an seinem freien Tag zuhause und streicht dem Kleinsten noch schnell das Znünibrot, die vierte ist auf Reportage im Bündnerland. Die Telefonkonferenz verbindet Welten.

Schnell ist die Umgebung ausgeblendet. Jetzt zählt nur noch das Feedback zur letzten Sendung. Lagen wir richtig mit dem Thema, den Gästen, dem Aufbau der Sendung? Hat die Einbindung der Hörerinnen und Hörer geklappt? War dieses «Forum» überhaupt spannend, erhellend, überraschend? Natürlich brüllen wir uns nicht an. Der Ton ist freundlich, aber kritisch. Ach, wie gerne nimmt man das Lob entgegen und wie bitter schmeckt die Kritik. Auch nach weit über hundert Sendungen noch. Wir Forumsmacherinnen und -macher sind nicht cool. Denn viel Herzblut steckt in jeder einzelnen Sendung.

Doch lange Zeit, um Wunden zu lecken, bleibt nicht. Das Diskussionsthema dieser Woche muss festgelegt werden. Steht eine Abstimmung an? Welches gesellschaftspolitische Thema liegt in der Luft? Von Foodwaste bis Religionsfreiheit, vom Energiegesetz über den kantonalen Finanzausgleich bis zur Frage nach der späten Elternschaft – so weit reicht das Spektrum der Forumsthemen.

Montag, 9 Uhr bis Dienstag, 19 Uhr

Das Thema steht, und ich werde die Gesprächsleiterin des «Forum» vom kommenden Donnerstagabend sein. Nun geht das Telefonieren los. Es müssen Gäste gefunden werden, die am Donnerstagabend um 20 Uhr im Radiostudio Zürich anwesend sein können. Gäste, die sich trauen, ein Thema kontrovers anzugehen. Gäste, die komplizierte Sachverhalte auch für Laien herunterbrechen können. Es dürfen nicht alle hochdeutsch reden und nicht alle denselben Dialekt. Und bitte nicht nur eine reine Männerrunde. Alles klar? Dann los!

Sind es fünfzig oder hundert Telefonate, die ich jetzt führe, zwanzig oder dreissig Mails, die ich jetzt rauslasse? Das wichtigste ist, keine Zeit zu verlieren. Sich lesend und telefonierend schlau machen. Hat man die ersten zwei Zusagen von Gästen bis am Montagabend nicht, bleib man ruhig. Reiht sich jedoch Absage an Absage, ist’s mit der Ruh vorbei. Der Donnerstagabend rückt unerbittlich näher. Oft haben mögliche Gäste andere Verpflichtungen, die Kinder müssen gehütet, die Frau zum Hochzeitstag ausgeführt werden. Einige bekunden kein Interesse am Thema. Und immer wieder die Njets von Frauen.

«Warum habt ihr bloss immer so viele Männer in euren Gesprächsrunden?», werden wir oft gefragt. Weil viele Frauen absagen. Nicht wollen, nicht können, sich nicht zuständig fühlen. Männer verschieben schnell mal einen Termin, um bei einer Sendung dabei zu sein. Frauen tun sich schwerer. Zudem sind Frauen rein numerisch gesehen in der Minderheit, wenn wir bei Ombudsstellen, Finanzdirektoren, Energiespezialisten anklopfen.

Mittwoch, 11 Uhr

Alles läuft jetzt gleichzeitig. Mailen, telefonieren und den Artikel fürs Internet schreiben. Zusammen mit der Onlineredaktorin eine griffige Hörerfrage formulieren. Denn ab jetzt kann das Publikum auf srf1.ch mitdiskutieren. Vorgespräche mit den Gästen führen ist eine Selbstverständlichkeit. Ebenso die kurzen Interviews im Tagesprogramm auf Radio SRF 1. So können wir unser Thema lancieren und die Hörerschaft gwunderig machen auf den Forumsabend am Donnerstag.

Donnerstag, 9 Uhr

Erste Hörerinnen und Hörer haben im Internet einen Kommentar geschrieben, viele werden noch folgen. Es sind differenzierte Meinungen. SRF hat eine interessierte Online-Community.

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Donnerstag, 20.05 Uhr

Das Signet läuft, die Gäste sind am Start, die Onlineredaktorin vertritt die Kommentarschreiber von srf1.ch in der Runde. Hörer können sich per Telefon an der Diskussion beteiligen. Das ist «Forum». Gäste und Hörer diskutieren miteinander. Auch wenn der Gast eine Bundesrätin ist oder ein Ständerat. Der Meinungsaustausch steht im Zentrum. Da kann es auch turbulent werden. Eine Hörerin liest der anwesenden Nationalrätin die Leviten, ein Hörer führt neue Argumente ins Feld. Der zweite Gast ist kaum mehr zu bremsen und dem dritten hat’s die Sprache verschlagen. Keine Sorge, wir Forumsmacherinnen sind nicht nur Gesprächsleiterinnen, sondern auch Gastgeberinnen, Vernetzerinnen und Ermunterer.

Donnerstag, 20.56 Uhr

Im Nu ist die Sendung schon fast vorbei. Es ist wie in einer Waschmaschine, man wird geduscht und durchgeschüttelt. Der Zeiger drängt unerbittlich Richtung 21 Uhr. Danke waren Sie dabei. Und Schluss.

Donnerstag, 22 Uhr

«War das jetzt eine gute Sendung?», frage ich mich beim Nachhausefahren. Der IC bringt zwar Distanz zwischen das Zürcher Radiostudio und den Berner Wohnort, aber keine Distanz zur Sendung. Zum Glück gibt’s die Telefonkonferenz am Montag. Meine Kolleginnen und mein Kollege werden es mir schon sagen. Freundlich. Aber kritisch.

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