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«Atlas der abgelegenen Inseln» Musikalisches Hörstück von Thom Luz nach Texten von Judith Schalansky

Der Zürcher Thom Luz gehört zu den am meisten beachteten Jung-Regisseuren auf der deutschsprachigen Theaterbühne. Bisheriger Höhepunkt war sein szenisch-musikalischer Abend «Atlas der abgelegenen Inseln» am Schauspiel Hannover. Daraus hat Luz eine Radioversion erarbeitet.

Vor ein paar Jahren hat sich die Schriftstellerin und Buchgestalterin Judith Schalansky aufgemacht, die Welt zu entdecken. In früheren Zeiten hätte sie dafür ein Schiff besteigen müssen, beseelt vom Wunsch, unversehens irgendwo auf terra incognita zu stossen. Heute jedoch gibt es rund um den Globus kein Fleckchen Erde mehr, das unentdeckt geblieben wäre. Aber Judith Schalansky ist aufgewachsen als «Atlas-Kind», ihre Liebe gilt den kartografischen Werken. In ihnen, den erdkundlichen Folianten und Atlanten, hat Judith Schalansky ihre Forschungsreisen unternommen. Und ist dabei bis an die Ränder des Erdkreises vorgestossen, zu fünfzig abgelegenen Inseln: «Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde». Inseln, die sich – weit entfernt von jeder Bounty-Romantik – aus der rauen See erheben, abweisend und karg die allermeisten. Und es haben sich auf ihnen schreckliche Begebenheiten zugetragen. Denn die Faszination der Entdecker verkehrte sich nur allzu oft in Entsetzen. «Das Paradies mag eine Insel sein», schreibt Judith Schalansky. «Die Hölle ist es auch.»

Thom Luz hat diese Ambivalenz aufgenommen und sie in eine faszinierende musik-theatralische Installation übersetzt. Spielort war ein Jugendstil-Treppenhaus, die sogenannte «Cumberlandsche Galerie» im Schauspielhaus Hannover. Hier sassen die Zuschauer auf drei Stockwerke verteilt, wie im Innern eines Luxusliners von vor hundert Jahren. Und sie wurden mitgenommen auf eine Reise, die vor allem auch eine Klang- und Hörreise war. Eine vielschichtige Komposition aus Stimmen, Geräuschen und musikalischen Fragmenten – wie nicht von dieser Welt. Nun hat Thom Luz (zur Zeit Hausregisseur am Theater Basel) seine Inszenierung als reines Hörstück eingerichtet – für all diejenigen, denen das Reisen im Kopf immer noch am nächsten liegt.

«Atlas der abgelegenen Inseln» wurde im Oktober als CD im Christoph Merian Verlag veröffentlicht.

Mit: Beatrice Frey, Günther Harder, Sophie Krauss, Oscar Olivo; sowie Iris Maron (Violine), Maria Pache (Viola), Mikael Rudolfsson (Posaune), Karoline Steidl (Violine)

Dramaturgie: Judith Gerstenberg - Musikalische Leitung: Mathias Weibel - Textfassung, Montage und Regie: Thom Luz - Redaktion: Reto Ott (SRF), Isabel Platthaus (WDR) - Produktion: SRF/WDR in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Hannover, 2015 - Dauer: 53'

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