Bosetti lud US-Bürger unter zwölf Jahren ins Studio ein, um mit ihnen nacheinander über Themen wie Krise, Hoffnung, Umweltschutz, Ernährung oder Krieg zu sprechen. Doch die Kinder hatten eigene Pläne: «Kinder denken eher rhapsodisch und nicht geradlinig. Sie fokussieren etwas, und im gleichen Moment schweifen sie mit ihren Gedanken ab. Wenn du glaubst, dass sie noch über das eine sprechen, bist du schon zu langsam. Und die Kinder sind längst ganz woanders, sprechen andere Punkte an und machen Zusammenhänge auf.» Dabei eignen sie sich die Slogans der Erwachsenenwelt mit grösster Selbstverständlichkeit an.
Bosetti greift den Erzählfluss musikalisch auf: Er fragmentiert die Aufnahmen der Kinder, collagiert und kommentiert ihre Sätze, Wörter oder auch Silben mit Instrumentalklängen von Gitarre und Klavier. In dieser wie in seinen anderen Arbeiten generiert er aus O-Tonaufnahmen eine Musik, die die Welt dokumentiert, erzählt, und besingt. So entsteht eine «Weltmusik» in einem ganz anderen, neuen Sinn, denn im Zentrum seines Interesses steht die Musikalität der Sprache.
Musik und Regie: Alessandro Bosetti - Produktion: WDR 2009 - Dauer: 35‘
«Children's America» von Alessandro Bosetti
Eine Klang-Utopie der Vereinigten Staaten, in der die Kinder das Sagen haben: Der italienische Komponist und Klangkünstler Alessandro Bosetti dokumentiert narrative und musikalische Strukturen der kindlichen Sprache. Seine Komposition entstand kurz nach Barack Obamas Amtsantritt 2009.
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