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Das Wappen des Ludwig III von Bayern
Imago/ Arkiwi
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«The King is Gone. Des Bayernkönigs Revolutionstage» von Acher, Acher und Ammer

Tröööt. Die Revolution bricht los, die «Hochzeitskapelle» spielt Blasmusik, Bayerns König ist traurig und packt am 7.11.1918 seine Zigarren. Irgendjemand singt die Internationale. Und Karl Marx bekommt plötzlich doch recht: «Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre Komödie.»

Die wichtigste Quelle des Hörspiels ist ein obskures braunes Heftchen eines gewissen Josef Benno Sailer, das 1919 erschien, kurz nach der Räterevolution in München. Sailer schildert dem Volk minutiös «Des Bayernkönigs Revolutionstage». Bei einem Spaziergang im Englischen Garten wird der letzte bayerische König Ludwig III. von einem freundlichen Untertan darauf aufmerksam gemacht, dass Revolution sei: Der König möge sich lieber auf die Flucht vor der Räterepublik begeben. So nimmt die Komödie ihren Lauf: Das königliche Automobil im Marstall ist noch aufgebockt. Die Strassen Münchens sind mit Revolutionären verstopft. Die Reise endet wiederholt im Strassengraben. Die Prinzessinnen auf dem Rücksitz sind hungrig. Nacht und Nebel brechen ein. Und nirgends ist ein Hemd mit der richtigen Kragenweite aufzutreiben.

Andreas Ammers dokumentarisches Hörspiel verbindet revolutionäre Praxis mit der Perspektive der Klatschpresse. Es schildert Weltgeschichte als Roadmovie. Und es klingt, als hätten die beiden Brüder Acher von «The Notwist», um die Flucht des bayerischen Königs zu vertonen, eine All-Star-Blaskapelle um sich geschart, was dann - so wie alles in diesem Hörstück – komisch klingen kann, aber in Gestalt der «Hochzeitskapelle» Tatsache ist. Noch einmal Marx: «Warum dieser Gang der Geschichte? Damit die Menschheit heiter von ihrer Vergangenheit scheide.»

Mit: Friedrich Ani (König), Eva Löbau (Prinzessin), Judith Huber (Prinzessin), Wowo Habdank (Hara Tiefenthaler)

Musik: Markus Acher, Micha Acher - Hörspielfassung und Regie: Andreas Ammer - Produktion: BR 2015 - Dauer: 56'

Andreas Ammer, 1960 in München geboren, lebt als freier Medienautor nahe München. Als bisher einziger Autor erhielt er zweimal den Hörspielpreis der Kriegsblinden («Apocalypse Live» 1995, «Crashing Aeroplanes» 2001). 2015 fand seine Produktion «The King is Gone» an den ARD-Hörspieltagen in Karlsruhe lobende Erwähnung und gewann den Publikumspreis «ARD Online Award».

Markus Acher, 1967 in Weilheim geboren und Bruder Micha Acher, am selben Ort 1971 geboren, haben u.a. die Formation «The Notwist» gegründet. Die deutsche Independent-Band ist der Auslöser für die Gründung vieler Weilheimer Bands und Mittelpunkt eines Netzwerkes von mehr oder weniger eng miteinander verknüpften Projekten lokaler Musiker.

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