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Der zentrale Begegnungsraum im Lycée Lazare Ponticelli in Paris.
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«Best of ...»: Die französische Republik auf der Schulbank

Frankreich verpflichtet seine Schulen auf die Ideale der Republik. Egalité steht in grossen Lettern an manch einem Schulhaus. Alle Schüler sollen die gleichen Chancen haben. Aber kaum irgendwo in Europa scheitern mehr Jugendliche in der Schulbank und geraten an den Rand der Gesellschaft. Warum?

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Frankreichs Schulsystem ist extrem zentralistisch. Von Paris aus werden den Schulen im ganzen Land strenge Vorschriften verordnet. Erfolgreich erfüllen die französischen Schulen das Ziel, eine gut ausgebildete Elite für die Republik hervor zu bringen. Daneben produzieren sie aber auch überdurchschnittliche viele Schul-Abbrecher. Kaum irgendwo in Europa beenden mehr Jugendliche ihre Ausbildung vorzeitig und leben deshalb in prekären gesellschaftlichen Verhältnissen. Ohne Schulabschluss und Diplom ist es in Frankreich praktisch ausgeschlossen, eine feste Stelle zu finden.

Genau die Idee der Elitenschmiede, die Auswahl und Förderung der Besten, sei der Grund dafür, dass so viele Jugendliche scheitern, sagt Bildungsexperte François Dubet von der Universität Bordeaux. «Das Problem ist, das alle Kinder so unterrichtet werden, als ob sie dereinst zur Elite gehören würden, obwohl man weiss, das nur fünf Prozent zur Elite gehören können», erklärt Dubet.

Es gibt Schulexperimente in Frankreich, wo man versucht Jugendliche aus schwierigen und benachteiligten Verhältnissen individuell zu fördern. Frankreich-Korrespondent Charles Liebherr besucht in Paris zwei Schulen, die Schul-Abbrechern eine zweite Chance geben wollen. Die eine Schule bietet den Schülern eine individuelle Betreuung und bringt den Jünglingen zum Beispiel Biologie und Rechnen im Rahmen des Trainings im Kraftraum bei. Bei der anderen Schule sind Praktika bei lokalen Betrieben zentraler Bestandteil der Ausbildung.

Weil überdurchschnittlich viele Schul-Abbrecher Migrantenkinder sind, stellt sich die Frage nach einer Reform des französischen Schulsystems nach dem Attentat auf Charlie-Hébdo umso mehr. Aber die Widerstände gegen eine Reform sind gross. Bildungsexperte Dubet von der Universität Bordeaux sagt, das Problem sei, dass jene das System reformieren müssten, die am stärksten von der Ungleichheit profitieren.

Wiederholung der Sendung vom 21./22. März

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