Zum Inhalt springen

Header

Audio
Die Muttergottes in Santiago, die auf dem Hausberg San Cristobal ihre Arme ausbreitet.
Imago
abspielen. Laufzeit 28 Minuten 10 Sekunden.
Inhalt

Verschobene Akzente – die Kirche in Lateinamerika

Lateinamerika ist ein katholischer Kontinent: Dieser Grundsatz galt während Jahrhunderten. Doch immer mehr Menschen wenden sich von der Kirche ab – oder werden von Katholiken zu Evangelikalen.

Download

In Chile war die katholische Kirche über Jahrhunderte ein sicherer Hafen. Nicht nur für Gläubige, auch für Arme und politisch Verfolgte. Während der Pinochet-Diktatur besuchten selbst Kommunisten sonntags die Messe und stimmten mit ein ins Vaterunser. Die katholischen Gotteshäuser waren die einzigen Orte, an denen sie sich versammeln konnten. Doch der Graben zwischen der Kirche und der chilenischen Bevölkerung wird immer tiefer, nicht zuletzt wegen der Missbrauchsskandale, die sie in den letzten Jahren erschüttert haben: Von Geistlichen begangene Sexualverbrechen wurden bewusst vertuscht, die Täter geschützt. Rund die Hälfte der chilenischen Bischöfe soll involviert gewesen sein.

Für viele Menschen in Lateinamerika gehören Kirche und Glaube nicht länger zusammen. Sie legen keine Beichte mehr ab, verzichten auf die Messe und die erste Kommunion ihrer Kinder – glauben aber Gott und Teufel, Himmel und Hölle. Sie leben ihren Glauben im Privaten oder schliessen sich evangelikalen Freikirchen an. Besonders in Brasilien haben Pfingstgemeinden einen grossen Zulauf und mittlerweile einen entsprechend grossen Einfluss auf die Politik: So hat der frisch gewählte, rechtskonservative Präsident Jair Bolsonaro sein Amt nicht zuletzt den Freikirchen zu verdanken.

Mehr von «International»